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Mission Design – ein Bericht von Alicja Hubala

Design und Mensch sind wie Komplementärgüter. Das eine kann ohne das andere nicht existieren. Vom gesellschaftlichen Nutzen des Entwerfens überzeugten junge Studenten im Rahmen des Breslauer Projekts „Fresh Design – Das Junge Europa über das Design“.

„Fresh Design“ war ein zehntägiges Projekt zur Erschließung des städtischen Raums in Breslau. Fast 40 europäische Studenten der Fächer Design, Architektur, Urbanistik und Modedesign waren involviert. Die Teilnehmer dieses Unternehmens kamen aus Deutschland, Tschechien, der Slowakei, der Ukraine, Ungarn und Polen. Aufgeteilt in sechs internationale Gruppen arbeiteten sie die ganze Zeit über konzeptionell. Betreut wurden sie von Vertretern des Fachbereichs Architektur der Technischen Hochschule in Breslau, der Akademie der schönen Künste und des Fachbereichs Architektur der Universität Breslau.

Die europäischen Studenten befassten sich mit der Aufbau einer neuen städtischen Realität, und verliehen dem Design mit ihrer Arbeit die Eigenschaft, für die Öffentlichkeit nützlich zu sein. Das Problem, das sie lösen wollten, war der Verfall des allgemein zugänglichen Raums am Beispiel der postkommunistischen Wohnsiedlungen. Die Ergebnisse des gemeinsamen Ringens konnte man ab dem 9. Mai im auf dem „II. Internationalen Festival der Guten Projekte Wroclove Design“ bewundern. Die gemeinsame Arbeit wurde von der Vernissage der Gruppenausstellung am 24. Juni im Berufsentwicklungszentrum „Krzywy Komin“ gekrönt.

Die Teilnehmer mussten Lösungen finden, um die Ästhetik des öffentlichen Raums in Bezug auf drei unterschiedliche urbane Voraussetzungen, in denen Breslauer Siedlungen gebaut wurden, zu verbessern. Es ging um die Belebung der Plattensiedlungen auf den Gebieten Ołbin, Gaj und Osa Grunwaldska. Gaj, eine für die Volksrepublik Polen typische Siedlung im Süden der Stadt, entstand auf dem Grund des unabhängigen Dorfes Herdzin und besitzt noch immer die für diesen Zeitraum typischen Blocks von niedriger Qualität und niedrigem Einrichtungsstandard. Der Keim des Siedlungswesens in Breslau, Ołbin, befand sich bis zum 19. Jahrhundert außerhalb der Stadt. Das Stadtviertel wurde während des II. Weltkriegs vernichtet, heute sehen wir in diesem Gebiet zahlreiche historischen Gebäude und Nachkriegsarchitektur. Die Brutalisierung des Raums in diesem Gebiet zwang die Studenten geradezu, ihn 'YellOłbin' zu nennen. Ein Stadtviertel mit Farben zu beleben und ihr zumindest einen Ersatz für die Natur zu schenken, ist ein Muss, es scheint, als spreche das Projekt mit diesen Worten zu uns. Die Siedlung Grunwaldzka, wie eine Breslauer

„Champs-Elysee“, müsste eine Verwandlung von der Grundwaldzka-Brücke bis zur  Kreuzung mit der Bujwida durchmachen, den ganzen Komplex der Punkthäuser miteinbezogen. Die jungen Designer waren sich einig beim Verdikt: mehr Grün, die Lampen müssen brennen, die Gehsteige werden waagerecht ausgerichtet. Sie riefen in ihren Visionen zur Revitalisierung der Plattensiedlungen auf, zum Bau von neuen Objekten, Beleuchtung, Elementen kleinerer Architektur und zum Pflanzen von Bäumen.

Die Verwüstung des Raums und der Verfall der Landschaft sind – nach Meinung der Projektteilnehmer – Breslaus größtes Problem.

Die Ausstellung zeigte das Design als Teil der materiellen Welt, aber auch als eine innovative Form der Kommunikation mit den Bewohnern der Stadt. Nach Meinung der jungen Künstler es für die Entwicklung der städtischen Bereiche absolut notwendig, die Bewohner in die Entwicklung der Siedlung, ins lokale Leben der Gesellschaft einzubeziehen.

Natürlich ist es nicht für alle ein Faktum, dass der Mensch das Klima seines Wohnorts selbst schafft. Indem sie sich mit der Planung beschäftigten, haben die Studenten ihre Mission erfüllt, die Anwohner zu überzeugen, dass es nötig ist, ihre nächste Umgebung attraktiver zu machen. Es bleibt nur das Warten auf den Erfolg.

Alicja Hubala, aus dem Polnischen von Marlena Breuer