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Sotschi? – Nein, Ukraine. Das deutsch-polnische Pressefrühstück. Ein Bericht von Anna Stańczak

„Bis jetzt hatten wir den Eindruck, Putin habe dieselben Ziele wie wir. Jetzt ist der Westen ernüchtert“, sagte Karolina Wigura, Journalistin der Kultura Liberalna. Es wurde klar, dass Russland sich nicht aus der imperialen Politik zurückzieht und der Krieg mit Georgien 2008 nicht der letzte Streich war. Was können wir jetzt tun? Von den Spitzen der Weltpolitik, Barack Obama und Angela Merkel, sollten wir jetzt eindeutigere Aktionen erwarten können. Die Europäische Union hat also ihre letzte Chance, der Welt zu zeigen, dass sie etwas mehr ist als nur eine wirtschaftliche Vereinigung von 28 Staaten.
 „Die Situation in der Ukraine ändert sich schneller, als wir denken. Zur Zeit der Orangen Revolution war der Riss in der Gesellschaft offensichtlich. Heute, angesichts der Bedrohung aus Russland, vereinigt sich das ukrainische Volk. Das Ergebnis des russischen Angriffs ist von daher paradox, als die jüngsten Ereignisse den Aufbau einer modernen Zivilgesellschaft beschleunigen. Die Ukraine ist nicht mehr geteilt.“, sagte Ludwika Włodek, Publizistin.

Ein oft angesprochenen Problem war die polnische Ostpartnerschaft. Karolina Wigura und Ludwika Włodek haben sich entschieden für eine Öffnung ausgesprochen – nicht nur Polens, sondern auch des Westens. „Dass wir Studenten zu uns einladen ist ein Element der langfristig angelegten Unternehmungen, die Ukraine zu demokratisieren. Vielleicht wäre so etwas in Zukunft möglich, auch in Bezug auf Weißrussland. Welchen Erfolg solch eine durchdachte Politik haben kann, sieht man am Beispiel der deutsch-polnischen Partnerschaft. Es wäre schön, wenn der Westen nicht nur Ukrainer, sondern auch Russen anziehen würde. Sanktionen wie eine Visumpflicht sind keine gute Lösung. Wir sollten eine langfristige Zusammenarbeit aufnehmen, die auf die Zukunft ausgerichtet ist, denn wir sind nicht im Stande, die heutige irrationalen Entscheidungen der Politiker vorauszuahnen“, sagte Ludwika Włodek. „Die wichtige Rolle der gebildeten Menschen in Westeuropa ist offensichtlich. Das zeigt der Majdan am besten. Sie haben uns gerade bewiesen, dass sie eine Zivilgesellschaft sind“, fügte Łukasz Jasina von der Kultura Liberalna hinzu.

Obwohl es an entschiedenen Schritten des Westens mangelt, hat Russland schon viel verloren, indem es die Aktionen in der Ukraine provoziert hat. Putin weiß, dass er entweder streng weiterfahren muss oder sonst seine Macht verliert. Gegen diesen Standpunkt hat keiner der Versammelten polemisiert. Schon in diesem Moment registriert die Großmacht sichere Verluste. Jan Piekło, Direktor der Stiftung für Polnisch-ukrainische Zusammenarbeit meint, Putins Projekt bezüglich der Eurasischen Union, die eine alternative zur EU sein sollte, liege in Trümmern. Obwohl sicher ist, dass der russische Präsident sie mit Klauen und Zähnen verteidigen wird. Ähnlich war es wohl mit dem Kampf um die Spiele und sogar mit ihrer Organisation. Russland wollte von Anfang an eine Politisierung. So sind die unerwartete Wahl des Ortes und das riesige Budget nur Bestandteile des – wie man sieht beständigen –Traums vom russischen Imperium. Und wie haben die Spiele wirklich, ohne die Pracht und die hochgelobte Organisation ausgesehen? Aussiedelung der Bewohner, Immigranten, die ohne Lohn gearbeitet haben, die Gefahr einer ökologischen Katastrophe weil das Kanalisationssystem überlastet ist – das ist die Kehrseite der Medaille aus Sotschi.

Cornelius Ochmann, Direktor der Stiftung, hat als Moderator das deutsch-polnische Pressefrühstück, das am 4. März 2014 in den Räumen der SpdZ stattgefunden hat, zusammengefasst: Er unterstrich, dass die Stiftung sich bemühe, den Blick auf den Osten der polnischen und deutschen Journalisten, die in Zukunft in die Ukraine fahren könnten, zu ändern. Polen und Deutschland seien der Antriebsmotor der Beziehungen zu Russland, und ein weiterhin erwarteter Partner bleibe Frankreich.

Fotos von der Veranstaltung sind hier abrufbar.