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Von den Dünen bei Świnoujście nach Breslau. Die Konferenz Theodor Fontane – Werk und Rezeption in Polen. Wrocław, 9.4.-10.4.2014

Am 09. und 10. April versammelten sich im Institut der Germanistik an der Universität Wrocław Wissenschaftler und Interessierte zum Thema Theodor Fontane. Vorbereitet war zum einen ein Referatszyklus, der verschiedene Aspekte des Werks Fontanes und seiner Rezeption in Polen beleuchten sollte.

Es gab Vorträge u.a. über die Tätigkeit des Theodor-Fontane-Archivs in Potsdam, zu Fontanes Verhältnis zu Polen in seinem Werk und den Briefen, eine kritische Analyse der Übersetzung der Wanderungen durch die Mark Brandenburg und einen ebenfalls kritischen Beitrag zur neusten Verfilmung von Effi Briest, die eben nicht mehr viel mit dem Roman zu tun hat. Die Teilnehmer erfuhren, dass der Ort, wo sich Effi und Crampas hinter den Dünen trafen, bei Świnoujście tatsächlich noch vorhanden ist und wie unterschiedlich Fontane Vertreter verschiedener Nationalitäten in seinen Werken beschrieb – während Engländer immer typisch englisch sind, treten Polen in verschiedenen Gestalten und Temperamenten auf. Es gab die Möglichkeit, die gelungene Übersetzung des Titels Irrungen, Wirrungen zu bestaunen – Rozdroża, bezdroża –, was sogar die Teilnehmer, die des Polnischen nicht mächtig sind, begeisterte.

Der zweite Teil der Vorträge spürte mithilfe einer Fotopräsentation den Wanderungen durch die Mark Brandenburg nach und folgte Fontane auf seiner Reise durch Schlesien. Anschließend begaben sich die Teilnehmer der Konferenz selbst auf die Reise: ein Stadtspaziergang auf den Spuren Fontanes. Er hatte 1872 viereinhalb Stunden in Breslau zugebracht und alle für Preußen wichtigen Orte besucht. Die Geschichte Schlesiens interessierte ihn eher wenig, er wusste nicht viel darüber, was sich auch in den Notizen über den Breslauaufenthalt niederschlug.

Übrigens war Angelus Silesius in der Matthias-Kirche beigesetzt (und Joseph Eichendorff besuchte das Matthias-Gymnasium), nur stieß seinen Gebeinen während einer Rettungsaktion im II. Weltkrieg genau das Gegenteil einer Rettung zu, sodass sie heute nicht mehr vorhanden sind.

Auf was überhaupt nicht eingegangen wurde, ist Fontanes lyrisches Werk. Das mag am Umfang der Übersetzungen ins Polnische liegen, denn schließlich sollte es bei der Konferenz auch um die Rezeption seines Werkes in Polen gehen.

Die Konferenz war ein gutes Beispiel dafür, was wissenschaftliches Arbeiten im besten Fall sein kann: Kennenlernen von Forschern zum gleichen Thema und Austausch über die Ideen und Forschungsthemen. Ein kurzes Gespräch ergab, dass das Treffen für die Referenten sehr fruchtbar war. Er wolle gerne der Theodor Fontane Gesellschaft beitreten, sagte Herr M., und habe auch schon Ideen welche Aspekte von Unterm Birnbaum er noch untersuchen könne.

Marlena Breuer