drucken

Deutsche-Polnisches Magazin DIALOG mit Schwerpunkt Literatur

Adam Zagajewski ist einer der renommiertesten polnischen Dichter und Essayisten. Geboren wurde Zagajewski 1945 in Lemberg, doch an seine Heimatstadt hat er keine Erinnerungen, denn schon kurz nach Kriegsende verließen seine Eltern die von der Sowjetunion besetzte galizische Metropole und zogen ins oberschlesische Gleiwitz. Die Folgen des Heimatverlustes und des Aufwachsens in einer ehemals deutschen Kulturlandschaft hat Zagajewski in seinem Werk mehrfach reflektiert, vor allem in dem brillanten Essay „Zwei Städte“. Über seine Identität und das Verhältnis seiner Familie zur deutschen Sprache und Kultur erzählt Adam Zagajewski in einem Gespräch, das wir in der aktuellen Ausgabe unseres Magazins präsentieren.

Nicht nur die Zwangsumsiedlung nach Oberschlesien hat die Sensibilität Zagajewskis für den deutsch-polnischen Kulturraum geschärft. Seine Eltern und Großeltern haben als ehemalige Bürger der österreichisch-ungarischen Monarchie – trotz der negativen Erfahrungen der deutschen Besatzung – ihr positives Verhältnis zur deutschen Sprache und Kultur nach dem Krieg erhalten und auf Adam Zagajewski übertragen. Zwei Jahre (1979–1981) verbrachte Zagajewski im Westen Berlins, als diese Insel der Freiheit im Meer des Kommunismus zu einem wichtigen Aufenthaltsort für viele polnische Schriftsteller und Intellektuelle wurde. Er berichtet in dem DIALOG-Gespräch, welche Bedeutung die Berliner Jahre für seine Entwicklung hatten, er reflektiert aber auch die grundlegende Frage nach der Bedeutung der Dichtung heute.

Adam Zagajewski charakterisiert Dichtung als einen Sprung in ein Geheimnis, als einen Sprung, der manchmal die Realität erhelle. Lyrik sei, so der polnische Dichter, von einer Energie erfüllt, die der religiösen Energie ähnlich sei. Kunst könne den Menschen Gott näher bringen, denn Gott sei durch Schönheit erfahrbar. Der russische Dichter Joseph Brodsky, ein Freund Zagajewskis, sprach der Dichtung eine herausgehobene Rolle in der Welt zu. Brodsky vertrat die Ansicht, dass Dichtung allgemeine Normen setzte. Zagajewski widerspricht dem verstorbenen russischen Dichter und weist der Literatur eher eine bescheidene Rolle zu.

Der Berliner Literaturkritiker Jörg Plath charakterisiert Literatur als eines der zentralen Reflexionsmedien einer Gesellschaft. In seinem Essay über die deutsche Gegenwartsliteratur, den wir im DIALOG präsentieren, schreibt Plath, dass in der Belletristik grundlegende Probleme einer Gesellschaft ohne moralische, religiöse oder politische Begrenzungen reflektiert würden. Mit Hilfe der Literatur könne man eine Aussage darüber treffen, was eine Nation beschäftige. Diese von Jörg Plath beschriebene Bedeutung von Literatur als Reflexionsmedium von Gesellschaften hat die Neugier unserer Redaktion geweckt. Wir haben daher renommierte Kritiker gebeten, die Entwicklung der deutschen und polnischen Literatur der letzten beiden Jahrzehnte dazustellen.

Das Magazin DIALOG erscheint vierteljährlich in einer Auflage von 8.000 Exemplaren. Ein Abonnement von vier Ausgaben kostet 15,30 €. Ein Einzelheft ist für 5 €, eine Doppelausgabe für 7 € erhältlich. DIALOG wird vom Auswärtigen Amt sowie von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit gefördert.