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Tadeusz Mazowiecki zum 85. Geburtstag

Tadeusz Mazowiecki wurde im September 1989 Polens erster nichtkommunistischer Regierungschef.  Auch wenn er sich 2001 aus der aktiven Politik zurück gezogen hat, engagiert er sich der vielfach ausgezeichnete Mazowiecki für ein geeintes Europa.  Am heutigen Mittwoch beght er seinen 85. Geburtstag. Der Vorstand der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit dankt einem der wichtigsten Architekten der neuen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen nach 1989 und wünscht ihm viel Glück!


Mazowiecki wurde am 18. April 1927 in Płock geboren. Er studierte Rechtswissenschaften und wurde nach dem Studium Journalist. Nach 1961 wurde er dreimal in den Sejm gewählt, wo er der unabhängigen katholischen Gruppe ZNAK (Zeichen) angehörte. Seit 1978 war er Dozent an der illegalen "fliegenden Universität". Während der Proteste in Polen im Sommer 1980 lernte er Lech Wałęsa kennen. 1981 wurde Mazowiecki nach Verhängung des Kriegsrechts inhaftiert. Später war er Chefredakteur der Wochenzeitschrift Solidarność. 1989 war er Vertreter der Solidarność an den Gesprächen des Runden Tisches.

Im September 1989 wurde er der erste nichtkommunistische Regierungschef nach 1945 in einer aus Solidarność, Bauernpartei und Kommunisten gebildeten Regierung. Als er im September 1989 die Regierung übernahm, verzichtete er bewusst auf eine Abrechnung: „Wir streichen die Vergangenheit mit einem dicken Strich“, hatte Mazowiecki in seiner Regierungserklärung betont. Die versöhnliche Geste des dicken Striches (gruba kreska) war beim Machtwechsel sicherlich hilfreich, doch schon damals umstritten. Die nationalkonservative Opposition kämpft bis heute gegen die Idee eines vorbehaltlosen Neuanfangs in Polen. Seit Jahren engagiert sich der vielfach ausgezeichnete Mazowiecki für ein geeintes Europa. Während der Jugoslawien-Kriege war er Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission, wobei der Schwerpunkt seiner Arbeit in Bosnien-Herzegowina lag. Dieses Amt legte er 1995 nach dem Massaker von Srebrenica nieder - aus Protest gegen die Passivität der internationalen Gemeinschaft. Seit 2010 ist er Berater des polnischen Staatspräsidenten Komorowski.

Im Jahr 2010 erhielt Mazowiecki den Brückepreis der Europastadt Görlitz/Zgorzelec, da „er durch seinen persönlichen Einsatz maßgeblich jene Entwicklung beförderte, die auch die deutsche Wiedervereinigung möglich gemacht habe“. Unvergesslich und fast schon eine Ikone der deutsch-polnischen Aussöhnung ist die Umarmung von Bundeskanzler Helmut Kohl und Mazowiecki am 12. November 1989, die während der Versöhnungsmesse im niederschlesischem Kreisau aufgenommen worden ist.

Der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit ist Tadeusz Mazowiecki verbunden. Im Jahr 2009 hielt er bei der Verleihung des Deutsch-Polnischen Journalistenpreises eine viel beachtete Rede zu Ethik der Journalisten. Im selben Jahr trat er zudem als Zeitzeuge im von der Stiftung produzierten Dokumetarfilm TSCHÜSS DDR! ÜBER WARSCHAU IN DIE FREIHEIT auf.