„Diese ungewöhnliche Geste verdiente diesen Film”
Rund 30 Millionen Pakete wurden Anfang der 80er Jahre von Deutschen in die Volksrepublik Polen geschickt. Der Film „Pakete der Solidarität” von Lew Hohmann erzählt von diesem einmaligen Akt der Solidarität in Zeiten des Kalten Krieges und zeigt anschaulich, wie sich aus vereinzelten Privatinitiativen eine „echte Volksbewegung” entwickelte. Am 30. November luden die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und Deutsche Botschaft in Warschau die Macher und Zeitzeugen der damaligen Ereignisse zu einem Pressefrühstück ein.Neben dem geschäftsführenden Vorstand der SdpZ, Małgorzata Ławrowska, dem Gesandten Joachim Bleicker, dem Regisseur Lew Hohmann waren in Warschau die beiden Zeitzeuginnen Maja Komorowska und Krystyna Graef zugegen. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Wawrzyniec Smoczyński vom polnischen Wochenmagazin POLITYKA. Gefragt, was er mit seinem Dokumentarfilm vermitteln wolle bzw. was ihn am meisten beeidruckt habe, antwortet Lew Hohmann: "Am meisten beeindruckt hat mich die persönliche Einsatzbereitschaft." Auch heute würden Menschen sich solidarisieren und spenden, aber niemand engagiert sich in solch einem Ausmaß persönlich wie damals Krystyna Graef oder Georg Dietrich, die kein Risiko und keine Strapazen, u.a. 40 stündige Autofahrten, gescheut hätten, so Hohmann.
Krystyna Graef sieht sich auch 30 Jahre später nicht als Heldin. Lakonisch sagt die Kinderärztin aus Frankfurt am Main: "Wenn ich das nicht getan hätte, wer dann?" Und berichtet dann doch stolz in Warschau über einen ihrer Hilfstransporte, der sich aus 35 LKW zusammengesetzt hatte. Hilfe im Gegenwert von rund vier Millionen DM stellte damals Graef auf die Beine. Hilfe, die in Polen ankam, aber auch verteilt werden musste. Die Schauspielerin Maja Komorowska, die sich damals für das Hilfekomitee (Prymasowski Komitet Pomocy Osobom Pozbawionym Wolności i ich Rodzinom), kurz Piwna-Komitee, für internierte Solidarność-Mitglieder einsetzte, ist noch heute sichtlich beeindruckt von der millionenfachen Hilfe aus Deutschland. Sie betont aber, dass auch Polen sich unglaublich solidarisch gezeigt haben. So haben etliche Warschauer dem Piwna-Komitee die Mangelware Benzin kanisterweise geschenkt, damit überhaupt die Spenden im Land verteilt werden konnten.
Der Film „Pakete der Solidarität” wird am 1. Dezember in Warschau und am 14. Dezember in Hamburg uraufgeführt werden.