Album „Polen aus freier Wahl“ vorgestellt
Im Warschauer Haus der Begegnung mit der Geschichte (Dom Spotkań z Historią) wurde am 5. Juli 2012 erstmals das Album „Polen aus freier Wahl. Deutschstämmige Familien in Warschau im 19. und 20. Jahrhundert” einem breiten Publikum präsentiert. An der Buchvorstellung nahmen neben den Nachfahren der deutschstämmigen Familien auch der deutsche Botschafter Rüdiger Freiherr von Fritsch und der Warschauer Vize-Stadtpräsident Włodzimierz Paszyński teil.
Botschafter Rüdiger Freiherr von Fritsch dankte ausdrücklich in seiner Rede den Autoren und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit für das Album. In diesem könne man endlich das unverfälschte Bild Warschaus entdecken, so der deutsche Botschafter , nämlich das Bild einer Metropole, die seit Jahrhunderten multikulturell geprägt war. „Die Neuankömmlinge aus den deutschen Landen waren bis zum Zweiten Weltkrieg ein integraler Bestandteil Warschaus, einer Stadt, die gemeinsam mit den Polen gestaltet wurde und für die aber auch gekämpft und gestorben wurde”. Er selbst sei ein Beispiel eines Deutschen, der ein Pole und ein Warschauer aus freier Wahl geworden sei, so Rüdiger Freiherr von Fritsch.
Während der anschließenden Podiumsdiskussion betonten die Autoren Tomasz Markiewicz (SdpZ), Tadeusz W. Świątek und Krzysztof Wittels, dass Spuren der deutschstämmigen Warschauer bis heute in der polnischen Hauptstadt zu finden seien, so in z.B. in der Architektur wie es die Gebäude der Polytechnischen Hochschule, der Alten Universitätsbibliothek oder der Nationalgalerie Zachęta veranschaulichen, dem Industriesektor (u.a. Wedel) oder den Ortsbezeichnungen Ulrychów und Boernerowo. Die Autoren berichteten auch über die anfänglichen Vorbehalte gegenüber diesem Projekt. Es zeigte sich nämlich, dass ein großer Teil der Nachfahren auch gut 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg nicht gern an seine deutschen Wurzeln erinnert werden wollte, auch wenn sich diese Familien eher positiv in die Annalen Polens eingegangen sind. Das zeige wie sehr diese Publikation nötig gewesen sei, Markiewicz, Świątek, Wittels.
Über das Album: Der reich illustrierte Bildband „Polen aus freier Wahl. Deutschstämmige Familien in Warschau im 19. und 20. Jahrhundert” entstand auf Grundlage von Beständen aus Privatarchiven sowie Warschauer Bibliotheken und Museen. Die Materialien wurden für die gleichnamige Ausstellung zusammengetragen, die 2010 von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und dem Haus der Begegnung mit der Geschichte in Warschau gezeigt wurde.
Der Bildband erzählt die Geschichte von 26 Familien, deren Vorfahren einst aus Deutschland nach Warschau kamen, und stellt ihren Anteil an der Entwicklung von Industrie, Wissenschaft, Kultur und dem gesellschaftlichen Leben der Hauptstadt dar. Er beschreibt den Prozess der schrittweisen und freiwilligen Assimilation dieser Familien, deren Mitglieder sich mit den polnischen nationalen Bestrebungen solidarisierten. In Warschau gingen die Ankömmlinge aus Deutschland – im Gegensatz zu anderen polnischen Städten – schnell in der Gesellschaft auf, wurden zu Polen aus freier Wahl. Ihre Nachfahren beteiligten sich an der Vorbereitung der Ausstellung und des Buches.
Die gleichnamige Ausstellung ist noch bis zum 15. Juli 2012 in Dresden zu sehen.
Tomasz Markiewicz, Tadeusz Władysław Swiątka, Krzysztof Wittels:
Polen aus freier Wahl. Deutschstämmige Familien in Warschau im 19. und 20. Jahrhundert”
Wydawnictwo Dom Spotkań z Historią 2012
ISBN 978-83-62020-46-1
75 złoty (Polen)
30 Euro (Deutschland inkl. Porto und Versand)
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