Neues Thaliamagazin mit SdpZ-Literaturbeilage
Diese Woche erscheint die Herbstausgabe des Thaliamagazins, das mit einer Auflage von 400.000 Stück zu den größten Magazinen seiner Art in Deutschland zählt. Wie im Frühjahr bietet das Magazin dank einer Kooperation mit der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit erneut ein Literaturspezial zu neuen Büchern aus Polen und ein Gewinnspiel an.
Neben einigen besprochenen Highlights der Saison, u. a. Joannas Bators SANDBERG und Slywia Chutniks WEIBSKRAM, findet der Leser im Special auch ein Interview mit dem Kabarettisten und Entertainer Steffen Möller (s. u.) dessen Bestseller VIVA POLONIA man bei einem Wettbewerb gewinnen kann.
Senden Sie per E-Mail bis zum 30. Oktober 2011 an spdz@sdpz.org den Titel Ihres polnischen Lieblingsbuches und mit ein wenig Glück erhalten Sie eines von drei handsignierten Exemplaren von VIVA POLONIA.
Interview mit Steffen Möller:
1. Herr Möller, Sie sind 1994 nach Polen umgezogen und dort vermutlich noch bekannter als die Kanzlerin. Hat Sie etwa ein polnisches Buch zum Umzug inspiriert?
Steffen Möller: Ja, irgendwie schon. Zwar war der profane Anlass eine Anzeige am Schwarzen Brett der Mensa in Berlin: "2-wöchiger Sprachkurs in Krakau, 600 DM." Aber das Wort Krakau hatte einen romantisch-abenteuerlichen Klang, weil ich mit 10 oder 11 Jahren den Roman "Die Kreuzritter" des Nobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz gelesen habe - wenn auch in einer Jugendversion, in der die Beschreibung der blutigen Schlacht von Tannenberg fehlte.
2. Welche Neuerscheinungen der polnischen Literatur gehören Ihrer Meinung nach zu den spannendsten?
Steffen Möller: Ich bin ein großer Fan von Wojciech Jagielski, dessen fantastische Nahost-Reportagen ich seit Jahren in der Tageszeitung "Gazeta Wyborcza" lese. Manchmal habe ich das Gefühl, der Mann kennt nicht nur jeden Strauch in Afghanistan und Irak, nein - er ist selbst schon zum Beduinen mutiert. Außerdem interessiere ich mich für das Phänomen Sapkowski. Seine Bücher haben ein Computerspiel animiert, das sich in Polen 2,5 Millionen Mal verkauft hat. Er ist der polnische Tolkien.
3. Welches polnische Buch würden Sie dem deutsche Leser empfehlen?
Steffen Möller: Von den Klassikern liebe ich am meisten die Erzählungen von Jarosław Iwaszkiewicz. Der Mann war ein polnischer Thomas Mann des 20.Jahrhunderts. Auf Deutsch gibt es seine Bücher derzeit leider nur sehr eingeschränkt, etwa "Drei Erzählungen". Und von den aktuellen Autoren empfehle ich die Bücher der Star-Autorin Olga Tokarczuk, die den Leser oft in die mystische Vergangenheit Niederschlesiens entführt. Fast alle ihre Büche wurden ins Deutsche übersetzt.
4. Muss man ein Polen-Experte sein, um nach polnischer Literatur zu greifen?
Steffen Möller: Polen ist von unseren 9 Nachbarländern sicherlich das komplizierteste. Da kann es befreiend sein, einmal nicht mit geschichtlichen Sachbüchern anzufangen, sondern mit Poesie. Übrigens bin ich auch ganz sicher, dass am Ende nur die poetischen Bücher übrig bleiben. Das schmerzt mich als Sachbuch-Autor, der viel recherchiert - aber die ganz großen Wahrheiten sind vermutlich nicht zu recherchieren, sondern nur zu besingen...