Preisträger der Jubiläumsauflage des Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Preises ausgezeichnet: Rainer Schulze, Dr. Conrad Lay, Dagmar Wittmers und Monika Iłows-ka-Walkowiak sind die Preisträger 2017
Die Sieger im Wettbewerb um den 20. Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreis sind heute auf einer Festveranstaltung im Rahmen der 10. Deutsch-Polnischen Medientage im Winny Dworek in Górzykowo bei Zielona Gora (Grünberg) geehrt worden.
Der erste Platz in der Kategorie Print ging an Rainer Schulze für seinen Beitrag „Der zerbrochene Spiegel“ in der „FAZ / Rhein-Main“.
In der Kategorie Hörfunk setzte sich Dr. Conrad Lay mit seinem Feature „Eine Stadt, die sich nicht mehr fremd ist, Breslau/Wroclaw: Drei Generationen erzählen“, erschienen im SWR2, Literatur und Feature, durch.
In der Kategorie Fernsehen gewann der Beitrag von Dagmar Wittmers „Als Zwangsarbeiter auf dem Lande schuften“ vom NDR Kultur und Dokumentationen / Dokumentation & Reportage.
Den Sonderpreis „Journalismus in der Grenzregion“, gestiftet durch die Woiwodschaft Lebuser Land als Gastgeber der Medientage, ging an Monika Iłowska-Walkowiak für den Hörfunkbeitrag „Chodzą ulicami ludzie…“ von Radio Zachód S.A., Kultura.
Die Marschallin der Woiwodschaft Lebuser Land und Gastgeberin der Medientage Elżbieta Anna Polak: „Der Journalismus gehört zu den Aktivitäten, die eine besondere Bedeutung für die Demokratie haben, aber auch für die Beseitigung von Vorurteilen, Misstrauen und negativen Stereotypen. Die deutsch-polnische Geschichte war nicht immer einfach und angenehm, aber innerhalb der letzten 27 Jahre, also im freien Polen, ist es gelungen, viele schwierige Dinge unserer gemeinsamen Geschichte sachlich zu klären, was in hohem Maße einem soliden und ehrlichen Journalismus auf beiden Seiten zu verdanken ist.“
Die Laudationes für die Preisträger wurden von Mitgliedern der Jury gehalten. In seiner Laudatio für den Preisträger Rainer Schulze unterstrich das Jurymitglied Dietrich Schröder: „[…] Vielleicht ist es die besondere Stärke dieses Beitrags, dass er von einem Autoren geschrieben wurde, der sich hauptsächlich mit einem ganz anderem Thema – der Stadtplanung und Architektur in Frankfurt/Main – beschäftigt. Seine Darstellung wirkt gerade deshalb so überzeugend, weil sie sowohl aus klaren Aussagen der zu Wort kommenden Personen besteht, wie auch von einer Grundsympathie getragen ist, die der Autor gegenüber dem Nachbarland und seinen Menschen empfindet. Im Hintergrund schwingt zudem der Gedanke daran mit, dass auch in anderen europäischen Ländern und in Deutschland selbst immer mehr Menschen eine kritische Haltung zur EU in ihrer gegenwärtigen Form einnehmen.“
Für die Kategorie Hörfunk betonte Dorota Zyń-Horbaczewska, es sei „eine außergewöhnliche Kunst, die Geschichte von Generationen als erzählerische Großaufnahme zu zeigen. Conrad Lay hat aus Einzelheiten den Grundstoff dieser Erzählungen gewoben. Einzelheiten sind dem Menschen wie auf den Leib geschneidert, denn sie ermöglichen es ihm, die Wahrheit zu erkennen. Der Autor geht tief unter die Oberfläche der Ereignisse und deckt eine schwierige, von Geistern der Vergangenheit gekennzeichnete Geschichte der Stadt Wrocław auf, die mit den verwickelten Schicksalen der Wandernden aus Ost und West zusammenhängen. “
Als besondere Stärke des Beitrags von Dagmar Wittmers wies die Jurorin Bogna Koreng auf die umfangreiche und tiefgründige Recherche, einem sensiblen und respektvollen Umgang mit Opfern und den Nachkommen der Täter hin. „Es sind nicht die großen politischen Ereignisse, die rhetorisch starken Reden. Es sind die leisen Töne, die kleinen Umarmungen, die stillen Begegnungen, die bewegen. Sie schaffen ein Spannungsfeld zwischen individuell Erlebtem und politisch historisch Belegtem. Eine Geschichtsaufarbeitung mit klarer und doch sensibler Handschrift, sie dokumentieren das Aufeinanderzugehen nach so vielen Jahrzehnten, schaffen Zwischenräume, um über die Gegenwart nachzudenken.“
Jürgen Hingst, Juror für die Kategorie Hörfunk, betonte, dass die „Originalton Kollage“ den Jurymitgliedern an der Arbeit von Monika Iłowska-Walkowiak besonders gefiel. „Das Zusammenführen unterschiedlicher Standpunkte, verschiedener Sichtweisen, die aus sich selber heraus sprechen, manchmal auch lang und widersprüchlich, aber immer authentisch sind. Es gibt nicht mehr viele Sendungen dieser Art in der heutigen Radiolandschaft – aber hier zeigt sich doch eigentlich eine Stärke des Hörfunks – nämlich zuzuhören, was sagen die Leute auf der Straße, was sagen Kommunalpolitiker, was sagen Hochschullangehörige und Studenten zu der Frage, wie sollen wir umgehen mit Migration, mit Flucht, mit kultureller Andersartigkeit. Die Antworten sind so unterschiedlich wie die Haltungen der Leute“.
Es war die 20. Auflage des Deutsch-Polnischen Journalistenpreises, der seit Dezember 2013 in Anerkennung der journalistischen Tätigkeit des im Oktober desselben Jahres verstorbenen Publizisten, Bürgerrechtlers und ersten demokratisch gewählten Premiers Polens nach der Wende den Namen „Tadeusz Mazowiecki“ trägt. Insgesamt wurden 133 Einsendungen eingereicht. 24 Beiträge waren in den vier Kategorien nominiert. Der Preis ist jeweils mit 5.000 Euro dotiert.
Der Deutsch-Polnische Journalistenpreis wird von den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, dem Freistaat Sachsen, den drei Woiwodschaften Lebuser Land, Niederschlesien und Westpommern sowie der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Robert Bosch Stiftung gestiftet. Die Gewinner wurden im Rahmen der 10. Deutsch-Polnischen Medientage gekürt, die am 31. Mai – 1. Juni in Zielona Góra (Grünberg) stattfanden. Die Medientage diskutierten in diesem Jahr das Thema „Neue politische Realität – Folgen für die deutsch-polnischen Beziehungen“.
Weitere Informationen zu den Medientagen und der festlichen Preisverleihung unter www.medientage.org.
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