Russische Ansichten zu Polen und Deutschen – Vorstellung der Studie in Moskau
Die Ergebnisse der Studie sind erst eine Diagnose, die zeigt, dass trotz der jahrhundertalten gemeinsamen Geschichte und der relativen Nähe viele Stereotype in der gegenseitigen Wahrnehmung von Polen, Deutschen und Russen existieren. Den Akteuren des polnisch-deutsch-russischen Dialogs stehen noch viele Aufgaben bevor – sagten der Direktor des Polnischen Instituts in Moskau, Dr. Marek Radziwon und der Direktor der Friedrich-Ebert-Stiftung in Moskau Dr. Rudolf Traub-Merz – die Partner der durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit organisierten Präsentation der Studie im Haus der Journalisten am 28. November 2012 in Moskau.
Die wichtigsten Ergebnisse der im November 2011 durch das Levady Zentrum in Moskau durchgeführten Untersuchung, stellte die Leiterin des Europaprogramms im Institut für Öffentliche Angelegenheiten Dr. Agnieszka Łada vor. In ihrer Präsentation betonte sie, dass über 30% der Befragten erwies sich als unfähig, eine klare Meinung zu Polen zu äußern, während sie bei Fragen zu Deutschland deutlich seltener mit „schwer zu beantworten“ antworteten.
Wie die Ergebnisse der Umfrage zeigen ziehen Russen ihr Wissen über Polen meist aus Schulbüchern und Fernsehen heran und wie Natalia Zorkaya vom Zentrum Levady feststellte, kann das geringe Wissen über Polen nicht verwundern, weil Polens Präsenz im russischen Fernsehen und seine Rolle als Informationskanal für Russen, die es noch zu den Zeiten der UdSSR gespielt hatte, stark gesunken ist.
Auch Maria Przełomiec wies auf das geringe Wissen und Interesse an Polen hin. Ihrer Meinung nach sind die russischen Assoziationen mit der polnischen Kultur in den 80. Jahren stehengeblieben. Die Russen können keine polnischen Marken nennen. Maria Przełomiec erinnerte daran, dass vor dem Zerfall der Sowjetunion, polnische Waren ein Symbol hoher Qualität waren. Den Verlust dieses Interesses bezeichnete sie als „verlorenes Kapital“. Als einen Grund für diese Situation nannte sie das Fehlen Polens in den russischen Medien und vor allem im Internet. – Immer noch gibt es keinen Informationsservice über Polen in russischer Sprache – unterstrich die Journalistin.
Cornelius Ochmann, Experte der Bertelsmann Stiftung, wies auf die Visapolitik hin, die persönliche Kontakte zwischen Polen, Deutschen und Russen erschweren. Es ist gerade die gesellschaftliche Aktivität, die einen enormen Einfluss auf die Wahrnehmung anderer Nationen hat. Nach Meinung von Ochmann, sind die deutsch-russischen Verhältnisse gut, und Dank der sich gut entwickelten wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit oder solcher Initiativen wie das Deutschlandjahr in Russland, wird das Bild der Deutschen in Russland immer differenzierter und weniger von Stereotypen belastet.
Die Experten waren sich darüber einig, um den Wissenstand der Russen über Polen und Deutsche zu erhöhen müssen grundlegende Handlungen folgen, wie Jugendprojekte und persönliche Kontakte – unabhängig von den Entwicklungen der politischen Beziehungen.
Die Studie des Institutes für Öffentliche Angelegenheiten „Menschen-Geschichte-Politik. Polen und Deutsche aus der Sicht von Russen“ wurde vom Levady Zentrum durchgeführt und wurde durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit sowie das Außenministerium der Republik Polens finanziert.
Wo: Moskau
Wann: 28. November 2012