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Menschen strahlen Energie aus – Maja Rup berichtet von der Theatralen Ellipse der Kreativität

Police ist ein Städtchen im Nordwesten Polens, nicht weit von Stettin gelegen. Auch dieses Jahr wurde es wieder zu einem Ort der Begegnung und künstlerischen Arbeit für junge Amateurtheatergruppen aus Polen und Deutschland. Schon zum vierten Mal hat hier das Festival Theatrale Ellipse der Kreativität stattgefunden.

Musik, Spaß, Gestalten in bunten Kleidern, Perücken, Hüten und auf Stelzen, Erwachsene und Kinder, Rufe und Vivat – so sah das Happening am ersten Festivaltag aus. Die Umzugsteilnehmer strömten aus dem Kulturzentrum um zusammen – singend und tanzend – durch Police zu ziehen, zum Aufführungsort des Schauspiels 'Zirkus ohne Gewalt', das vom Teatr Klinika Lalek geboten wurde. Aleksandra Słowińska, die Organisatorin des Festivals erzählt, was das Happening hier bedeutet.

„Straßenvorführungen, der Umzug durch die Stadt machen, dass sich die Teilnehmer schon am ersten Tag integrieren, kennenlernen und im Spaß verbunden zusammenarbeiten, während die Bewohner der Stadt von unserer Anwesenheit und Aktivität erfahren.

Während des Festivals wurden sowohl Vorführungen der Teilnehmer als auch geladener Gäste geboten. Das Puppentheater Buratino aus Bydgoszcz zeigte 'Dornröschen', die Berliner Gruppe TanzTangente präsentierte 'Four rooms', ein Tanztheaterstück, das vom Werk Quentin Tarantinos inspiriert ist. Auch das Teatr Elipsa aus Police hatte seinen Auftritt ('Und jetzt' und 'Piff Paff').

An den folgenden Tagen wurden die Wettbewerbsstücke aufgeführt. Teil nahmen polnische Gruppen (Theatergruppe Gwiżdże, Teatr S-Tworzywo, Teatr Kod, Emigatis und Teatr Brama) und deutsche (Yolo II, Farbwerk, Junges sTM, StiC-er Theater). Den Hauptpreis und einen Scheck über 2000 PLN erhielt das Theater Junges STM für das Stück 'Klassenfeind', der Publikumspreis wurde dem Teatr Brama aus Goleniów für 'Wartesaal' verliehen.

Parallel zu den Aufführungen fanden Workshops in genau auf die Bedürfnisse des Festivals abgestimmten Gruppen statt, in denen die deutschen und polnischen Teilnehmer völlig neu formiert wurden. „Die Leiter organisieren die Workshops so, dass Interaktion und Kommunikation verpflichtend sind. Teilnehmer mit ähnlichen Fähigkeiten erarbeiten zusammen Szenen, Shows und Skizzen. Am Ende des Festivals werden die Ergebnisse der Workshops vorgestellt, das neue Produkt“, erzählte Aleksandra Słowińska. Nach den Aufführungen und Workshops hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, über die Darbietungen, ihre Gefühle und Überlegungen zu diskutieren. Auch das Zusammentreffen mit den Gästen des Festivals, also erfahreneren und professionelleren Gruppen, schuf eine Gelegenheit für Gespräche und gab den Teilnehmern die Chance, ihr Wissen zu vertiefen.

Das IV. Festival TEK ist ein Event, an dem Gruppen, die höchstwahrscheinlich nie die Möglichkeit gehabt hätten, zusammenzukommen und gegenseitig ihre Aufführungen in einer heimatlichen Stadt zu sehen, sich tatsächlich an einem Ort treffen und gegenseitig ihre Arbeit präsentieren können. Die Vorführungen sind sehr vielfältig, es kommen Tanztheater-, auf Dramen spezialisierte und Pantomimegruppen, es gibt Stücke mit Szenografie und ohne, solche, in denen ein Dutzend Personen auftreten, und andere mit einem oder zwei Schauspielern. So können die Teilnehmer das Theater von einer ganz neuen Seite kennenlernen, Inspiration suchen und gegenseitig voneinander lernen.

Das vom 1. bis 4. Mai stattfindende Festival TEK ist Zygmunt Zdanowicz gewidmet. Der Schauspieler, Choreograph und Regisseur hatte die letzten Jahre seines Lebens mit der Arbeit mit Jugendlichen im Kulturzentrum der Stadt Police verbracht. Er starb 2010. Aleksandra Slowinska erklärt die Wahl des Festivalpatrons: „Es ist eine Verbeugung vor ihm und vor dem, was heute von ihm geblieben ist: eine Menge interessanter Theaterproduktionen. Eine Menge Erinnerungen. So lebt er in den Herzen aller, die ihn kannten.“

Seinen Anfang verdankt das TEK dem im Kulturzentrum stattfindenden Theaterunterricht. Durch viele Initiativen, die Treffen und Aktionen mit anderen Gruppen zum Ziel hatten, entstand der Gedanke, dieses Projekt aufzubauen. Die kleine Entfernung zur Grenze bildete den Impuls, Kontakt mit deutschen Künstlern zu knüpfen. Das Festival ist nachhaltige Werbung für die Stadt – dank solcher Ereignisse, erinnert man sich sogar an kleine Ortschaften, man verbindet sie mit einer bestimmten Veranstaltung, sie bekommen einen Charakter, was für eine Stadt wie Police besonders wichtig ist, weil es in der Nachbarschaft des um einiges größeren Stettin liegt.
Charakteristisch für die Theatrale Ellipse der Kreativität ist die Atmosphäre und die sie begleitende Energie, laut Aleksandra Słowińska die größte Leistung der TEK. Vier Tage intensiver Arbeit, Dutzende junger Menschen, durch ihr gemeinsames Interesse verbunden, Lust auf Integration und Erfahrungsaustausch. Schon ein paar Stunden mit den Teilnehmern und den Organisatoren reichten mir, um Freude darüber in mir aufkommen zu lassen, dass ich an diesem Ereignis teilnehmen kann, und seinem Reiz zu erliegen.

Maja Rup, aus dem Polnischen von Marlena Breuer