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Theater ohne Schauspieler? – Magda Grynczel berichtet vom Festiwal Teatrów Niewielkich

„Wir sind auf einem Theaterfestival und ich bin ein Theater ohne Schauspieler und ich singe für euch ein Lied ohne Worte“, sagte der deutsche Dichter, womit er das Publikum zweifellos belustigte. Die ungezwungene Atmosphäre begleitete die versammelten Leute bis zum Ende seines Auftritts, doch es mangelte auch nicht an ernsteren Tönen. Dieter Kalka berührt in seinem Schaffen verschiedene Themen – amüsante, aber auch solche, die zum Nachdenken zwingen. Davon konnten sich die Versammelten während des Festivals überzeugen. Zusammen mit den ihn begleitenden Freunden aus Polen und Deutschland erzählte, sang und rezitierte der Dichter Texte über die Freiheit, aber auch über die Geschichte Lublins, erzählt unter anderem aus der Perspektive der jüdischen Bewohner. Bei dem Treffen konnte man beispielsweise einen Text von Dominik Opolski hören, des Dichters und Prosaisten, der vor allem in der literarischen Szene von Lublin bekannt ist. Im Vordergrund jedoch, während des poetisch-musikalischen Konzertes, stand die vielfach hervorgehobene deutsch-polnische Freundschaft. „Ich erinnere mich nicht an den Text des Liedes, um das ihr gebeten habt, deshalb singe ich es, wenn ihr mich das nächste Mal darum bittet“, sagte Dieter Kalka am Schluss, was am besten bestätigte, wie wohl er sich fühlte und wie gut er von Lublin empfangen worden war.

Dieses Festival organisiert seit zehn Jahren die Stiftung Fundacja Sztuki im. Brunona Schulza, mit Unterstützung und Teilnahme des Kulturzentrums der Woiwodschaft. Sein Ziel ist, neue Aktivitäten im Bereich Bühnenkunst (vor allem dort, wo nicht alle Tage die Möglichkeit besteht, mit dieser Art von Theater in Kontakt zu kommen) zu initiieren, die Kompetenzen der kulturellen Gemeinschaft im Bereich Theaterwissen zu erweitern und Bedingungen zur Entfaltung von künstlerischer Aktivität zu schaffen. Das gesamtpolnische Festival der Einpersonenstücke hat Wettbewerbscharakter. Während des Festivals werden Preise in der Kategorie Profischauspieler und Amateure vergeben. Aufführungen von Berufsschauspielern begleiten die Wettbewerbsdarbietungen. Vom 5. bis 7. Juli traten u.a. Künstler aus Przemysł, Szczecin und Krosno auf. Doch auch Schauspieler aus der Ukraine waren beim Festival zu Gast; sie führten das Stück Vögel, oder Zahnschmerzen auf. Den Hauptpreis bekam ex aequo Kamila Winkler aus Zielona Góra mit dem Stück Weinen verboten unter der Regie von Stanisław Miedziewski.

Lublin bestätigt sich zu hundert Prozent als Stadt der Inspiration. Das Festival wird mit Hilfe der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit organisiert. Hier haben alternative Theater und Laientheater die Chance aufzutreten, von erfahrenen Kollegen zu lernen, und vor allem, sich gegenseitig und alle Zuschauer zu inspirieren.

Magdalena Grynczel, aus dem Polnischen von Marlena Breuer