Adolf Ryszka bei Seitz, Künstlernachlässe: Kontext, Bedeutung, Verpflichtung
24 März 2024 - 11 August 2024 11:00-17:00 Uhr Müncheberg OT Trebnitz, Platz der Jugend 3a 15374 Müncheberg OT Trebnitz
In einer neuen Sonderausstellung zeigt das Gustav Seitz Museum Werke des polnischen Bildhauers Adolf Ryszka (1935-1995). Seine Plastiken sind neben einer neuen Präsentation der Werke von Gustav Seitz zunächst ein künstlerischer Dialog beider Bildhauer. Darüber hinaus thematisiert die Ausstellung Fragen nach dem Umgang mit Künstlernachlässen am Beispiel zweier Institutionen.
Der Nachlass von Gustav Seitz wird seit 1989 von einer selbständigen deutschen Stiftung betreut, die von der Witwe des Künstlers, Luise Seitz, in Hamburg begründet wurde und seit 2017 auf dem Campus Schloss Trebnitz ihren Sitz hat und das Gustav Seitz Museum betreibt. Adolf Ryszkas Nachlass wurde 2021 von dessen Witwe, Jasna Strzalkowska-Ryszka, dem polnischen Ministerium für Kunst und Kultur unterstehenden Zentrum für polnische Skulptur in Orońsko zur Betreuung übergeben, welches dort ein eigenes Depot eingerichtet hat. Während die Gustav Seitz Stiftung einen Einzelnachlass bewahrt, ist das polnische Zentrum von großer nationaler Bedeutung für Bewahrung, Erforschung und Präsentation der Bildhauerkunst in Polen.
Beide Institutionen, so unterschiedlich ihre Größe auch ist, erfüllen einen vergleichbaren Auftrag: Sie tragen zum Erhalt des kulturellen Erbes durch die Arbeit mit Nachlässen von Bildhauern bei. Sie schützen und verwalten die Werke im Bewusstsein einer Verantwortung den Künstlern wie auch kommenden Generationen gegenüber. Von den Erben des Künstlers werden sie explizit mit der zukünftigen Verwaltung des vererbten Vermögens beauftragt, ob nun in Form einer selbst ins Leben gerufenen Rechtsträgerschaft oder durch die Schenkung an eine Institution, die über entsprechende finanzielle, räumliche und inhaltliche Mittel verfügt. Die Ausstellung geht unter diesem Fokus den Fragen nach, welche Möglichkeiten, Regeln und Methoden es bei der Archivierung, Bearbeitung und öffentlichen Zurverfügungstellung zu beachten gilt.
Wie erfährt ein Nachlass durch Forschung und seine allgemeine Verbreitung in Form von Ausstellungen, Katalogen, Konferenzen und Diskursen eine ihm angemessene Förderung? Der Umgang mit den eingebrachten Werken und Archivalien ist häufig auch mit den Dilemmata von Entscheidungen darüber verbunden, was zum Inventar gehören und was unter Umständen verworfen werden soll. Hier müssen sich beauftragte Institutionen zudem immer fragen, ob es Aufbewahrungsorte mit spezifischer Aufgabenstellung gibt, die geeigneter sind, zum Beispiel hinterlassene Briefe, persönliche Aufzeichnungen etc. angemessen archivarisch zu betreuen. Auch die scheinbar flüchtigen Alltagsgegenstände haben einen wichtigen Erkenntniswert. Aus ihnen lässt sich das Verhältnis des Künstlers gegenüber seinen Werken und zur Kunstwelt überhaupt ablesen, seine kreative Haltung rekonstruieren und seine Botschaften entschlüsseln. Alle Arbeit in den Institutionen, die mit der Betreuung von Nachlässen beauftragt sind, ist letztlich auf das Ziel gerichtet, die Erinnerung an den Künstler selbst und seinen Beitrag zur Kunstgeschichte lebendig zu halten.
Die Ausstellung widmet sich in einem doppelten Dialog den Werken beider Künstler und dem Blick auf die beiden Institutionen, die jetzt und in Zukunft Verantwortung für die Ihnen anvertrauten Nachlässe tragen. Sie will Einblick geben in die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich den beteiligten Archivaren, Vorständen, Konservatoren, Kuratoren und Pädagogen bieten.
Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Zentrums für Polnische Skulptur Orońsko (Centrum Rzeźby Polskiej w Orońsku) und der Gustav Seitz Stiftung.
Kuratorin: Marta Wróblewska
Begleitveranstaltung: Deutsch-Polnische Konferenz zum Thema Künstlernachlässe
Files available for downloads