drucken
Kalendarium

Kulturelle Vielfalt als Bedingung innerer Sicherheit. Ein internationales Symposium

28 November 2008 - 30 November 2008 Görlitz

Neben Sicherheitsfragen und wirtschaftlicher Zusammenarbeit stellen sich kulturelle Komplexe immer stärker als dritte Säule der Außenpolitik der europäischen Staaten und ihres Zusammenwirkens (Europarat, EU, OSZE, NATO etc.) heraus.

Dies trifft im besonderen Maß auf die Kaukasusregion zu. Hier sind auf engstem Raum so zahlreiche Kulturen, Sprachen, Konfessionen und Ethnien versammelt wie in keiner anderen Gegend des geographischen Europas. Gleichzeitig aber stellt sie über die Jahrtausende hinweg eine Überlappungszone russischer, osmanisch-türkischer, persisch-iranischer und nicht zuletzt westlicher Interessen dar. Die Ausnutzung innerer Gegensätze durch Dritte ist eine der entscheidenden Konstanten der kaukasischen Geschichte und Gegenwart. Ihr steht diametral entgegen der Anspruch der Europaratskonventionen zum Schutz von Minderheiten, die kulturelle Vielfalt als Bedingung inneren Friedens erkennt und von den Signatarstaaten ebensowie von befreundeten Mächten eine entsprechende Politik einfordert.

Nach dem Gewaltausbruch in der Nacht vom 7. zum 8. August 2008 stellen sich mit besonderer Nachdrücklichkeit kritische Fragen an die Minderheitenpolitik der Staaten des Südkaukasus, hier Georgiens. Entsprechende Fragen zu stellen und Modelle einer nachhaltigen inneren Stabilisierung plurikultureller Regionen zu entwickeln, ist, ausweislich ihrer Geschichte und ihrer gegenwärtigen Anstrengungen, in besonderem Interesse und im besonderen Vermögen der Bundesrepublik Deutschland. Dies nicht zuletzt mit einem Blick auf andere Mitglieder des Europarates wie die gegenwärtige EU-Präsidentschaft Frankreich, das nach wie vor die Existenz von Minderheiten im eigenen Land nicht anerkennt.

Der georgische Komplex soll nun in dem Symposium diskutiert werden.

PROGRAMM

Freitag, 28. November, Humboldtsaal, Staatliches Museum für Naturkunde Görlitz

14:00 Begrüßung durch Minister a.D. Steffen Reiche MdB
und Prof. Dr. phil. Dr. habil. Matthias Theodor Vogt

14:30 Eröffnungsvortrag und Diskussion S. E. Dr. Marek Prawda, Botschafter der Republik Polen in der Bundesrepublik Deutschland
Kulturelle Vielfalt als Bedingung inneren Friedens. Polen und seine Nachbarn - Erfahrungen, Probleme, Strategien

16:00 Kaffeepause

16:30 Dr. phil. Uwe Halbach, Stiftung Wissenschaft und Politik
Berlin: Georgien zwischen staatsbürgerlicher Nation und ethnischem Mosaik

Dr. phil. Lascha Bakradse, European School of Management Tiflis
Entwicklung des georgischen Territoriums zwischen Perserreich, Osmanischem Reich und Zarenreich

18:00 Prof. Dr. phil. Dr. habil. Matthias Theodor Vogt: Potentielle Ansätze zur Lösung der südkaukasischen Minderheitenfragen.
Diskussion und Ausblick

19:30 Empfang Haus Klingewalde

Samstag, 29. November, Haus Klingewalde

9:00 Kaffee & Tee

9:30 Begrüßung und Moderation: Prof. Dr. Dieter Bingen, Deutsches Polen-Institut Darmstadt und Hochschule Zittau/Görlitz

Prof. Dr. Swietłana Czerwonnaja, Universität Thorn, Lehrstuhl für Ethnologie und Kulturanthropologie: Die Achillesferse in der Minderheitenpolitik der jungen unabhängigen Staaten gegenüber eigener nationaler Minderheiten

Dr. Tessa Hofmann, Osteuropa-Institut
der Freien Universität Berlin: „Aus Tränen baut man keinen Turm“: Südossetien - Abchasien - Dschawacheti: Porträts der gescheiterten Integration

11:30 Mariami Parsadanishvili M.A., Universität Konstanz
Georgiens konfliktreiche Abkoppelung von Russland. Hegemoniale Ansprüche Moskaus und Verirrungen des georgischen Nationalismus

Dipl.-Pol. Silke Kleinhanß, München
Die Außenpolitik Georgiens als Instrument zur Überwindung des gescheiterten nation-building

13:00 Mittagspause

14:00 Bronisław Rzeszotarski LL.M., Kozminski University Warschau, Fakultät für Verwaltungsrecht:
Minderheitenbeteiligung als Aufgabe der kommunalen Verwaltungsreform in Georgien?

PD Dr. habil. Ingrid Oswald, Humboldt-Universität zu Berlin und Centre for Independent Social Research, St. Petersburg:
Umrisse der Flüchtlings- und Remigrationspolitik in Georgien

15:30 Kaffeepause

16:00 Prof. Dr. Rolf Schrade, Vorsitzender der Berliner Georgischen Gesellschaft Berlin:
Zwischen Byzanz und Persien: Zur Geschichte des georgischen Territoriums im Spiegel der Kunst

Dipl. phil. Brigitta Schrade, Berlin:
Unter dem Kreuz der hl. Nino: Nationale Identität in Georgien

Dr. Rasim Mirzayev, Abteilung für Osteuropäische Geschichte der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn: Identitäts- und Integrationsprobleme der aserbaidschanischen Minderheit in Georgien

18:00 Schlußdiskussion und Ausblick

19:00 Konzert der Niederschlesischen Philharmonie Hirschberg

Ort: Görlitz  | Termin: 28.11. - 30.11. |