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Kalendarium

Russen über Russland, Polen und Deutschland

2 März 2012 - 2 März 2012

Immer mehr Russen gehen auf die Straße um ihre Unzufriedenheit über die Situation auszudrücken, die gerade im Land herrscht. Die kritische Einstellung zum eigenen Staat wird durch diese Studie, basierend auf Umfragen von russischen Bürgern zur Wahrnehmung des eigenen Landes, Polens und Deutschlands, bestätigt, die vom Institut für Öffentliche Angelegenheiten (ISP) in Kooperation mit der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit durchgeführt wurde. Die ersten Teilergebnisse wurden am 2. März in Warschau präsentiert.

Zwanzig Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion fühlen sich die Russen im eigenen Land nicht wohl, so die jüngste ISP-Studie. Fast die Hälfte der Befragten (45%) ist der Meinung, dass der russische Staat sich nicht um das Wohl der eigenen Bürger kümmere. Einer entgegengesetzten Meinung sind nur 22% der Befragten. Die Bewertungen bezüglich der Situation in Polen und Deutschland fallen positiver aus: Insbesondere Deutschland wird gut wahrgenommen - 83% der russischen Befragten gibt an, dass sich der deutsche Staat um seine Bürger sorge. Im Fall von Polen sind 47% der Umfrageteilnehmer dieser Meinung.

Freie Medien, aber doch nicht ganz
Entgegen der vorherrschen Meinung innerhalb der Europäischen Union, dass der größte Teil der Russischen Medien nur eine politische Option unterstütze, geht aus der Untersuchung des ISPs hervor, dass in Russland die Meinungen zu dem Thema sehr gespalten sind. Über ein Drittel (37%) der russischen Befragten glaubt an die Freiheit der Medien sowie daran, dass sie frei die Regierungspartei kritisieren dürften. Ein Drittel vertritt hier einen neutralen Standpunkt (30%). Fast ein Viertel (24%) dagegen denkt, dass es in Russland keine freien Medien gebe. Fast die Hälfte der Befragten hat keine Meinung zur Freiheit der Medien in Polen (44%). Zahlreich ist auch die Gruppe derer, die in diesem Fall eine neutrale Meinung einnimmt (26%). An der Freiheit polnischer Medien zweifeln jedoch nur 7%, ein Viertel bewertet sie hingegen als frei (24%). Im Falle der deutschen Medien ist die größte Gruppe von deren Freiheit überzeugt - 44%. Es zweifeln an ihr dagegen nur 6% der Umfrageteilnehmer. Hier haben etwa ein Drittel (31%) keine Meinung zu dem Thema, während ein Fünftel eine neutrale Antwort gibt.

Das Verhältnis zu Deutschland ist besser als zu Polen
Die russischen Befragten bewerten die russisch-polnischen und russisch-deutschen Beziehungen unterschiedlich. Als gut bis sehr gut werden die bilateralen Beziehungen mit Deutschland von 60% der Antwortgebenden befunden. Ganz anders schätzt man die Beziehung zu Polen ein, welche von nur 18% der Befragten als positiv befunden wurde. Dies heißt jedoch nicht, dass man die polnisch-russischen Beziehungen als negativ wahrnimmt. Der größte Teil der Antwortenden (54%) gibt an, die Beziehungen mit Polen seien weder gut noch schlecht.

Weltmacht Russland?
Die russische Regierung präsentiert Russland gerne als Staat, dem eine Schlüsselrolle in der Europäischen sowie der Weltpolitik zukommt. Die Russischen Bürger sind jedoch in der Mehrheit nicht von der starken Position ihres Landes auf der internationalen Ebene überzeugt. Ihre Meinungen sind hier sehr geteilt. Über ein Drittel der Befragten (38%) ist der Auffassung, dass Russland ein Land mit großer Bedeutung in Europa sei. Fast jeder Vierte der Umfrageteilnehmer (23%) ist der Meinung, dass Russland keine bedeutende Rolle in Europa spiele, dagegen haben weitere 32% keine eindeutige Meinung in dieser Frage. Als Land mit wichtiger Position in Europa schätzen sie dagegen Deutschland ein - 71% der Befragten gibt an, dass es sich um einen Staat mit großer Bedeutung in Europa handele. Entgegengesetzter Meinung sind nur 5% der Befragten Russen. Im Bezug auf Polen sind die Bewertungen nicht eindeutig. Ein Fünftel der Befragten findet, dass Polen ein wichtiges Land in Europa sei, während ein Viertel eine entgegen gesetzte Meinung vertritt (24%). Die weiteren 27% der Befragten, die eine „neutrale” Antwort abgaben, bestätigen die These, dass Polen für die Russischen Bürger zum europäischen „Mittelmaß” gehört, ohne einen entscheidenden Einfluss auf die Gestaltung der europäischen Politik zu haben.

Die Umfrage des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten wurde vom 11 – 21. November 2011 vom Zentrum Lewada anhand einer repräsentativen Gruppe von 1591 volljähriger Russischer Staatsbürger durchgeführt. Das Projekt wurde in Kooperation
mit der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und dank der finanziellen Unterstützung des polnischen Außenministeriums realisiert.

Kontakt
Kommentare zu den Ergebnissen der Forschungen: Dr. Jacek
Kucharczyk, Vorstandsvorsitzender des Instituts für Öffentliche
Angelegenheiten, Tel. 00 48 22 556 42 61

Kontakt für die Presse
Aleksandra Murawska, Tel. 0048 504 263 458,

E-mail: aleksandra.murawska@isp.org.pl

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