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Kalendarium

Symposium: Tadeusz Kantor. Der illegale Künstler

30 Oktober 2015 - 30 Oktober 2015 11.00 Kunstmuseum Bochum, Kortumstr. 147, 44787 Bochum

Tadeusz Kantor - Der illegale Künstler. Symposium mit polnischen und deutschen Theaterexperten FR 30.10.2015, von 11:00 bis 19:30 Kunstmuseum Bochum, Kortumstr. 147, 44787 Bochum, Tel.: 0234 9104230 www.polnisches-institut.de www.kunstmuseumbochum.de www.theaterrub.de 

Symposium zum polnischen Avantgardekünstler, Maler, Kunsttheoretiker, Bühnenbildner, Regisseur, Happeningkünstler und großen Theaterreformer Tadeusz Kantor (1915 – 1990). Die UNESCO hat das Jahr 2015 zum Tadeusz-Kantor-Jahr erklärt. Als bildender Künstler hat der Doppel-Jubilar, der vor 100 Jahren geboren wurde und vor 25 Jahren starb, sehr früh mit Happening und Performance, aber auch mit Installation und Environment die Nähe zum Theatralen gesucht. Sein Ideal war eine sehr persönliche Form des Gesamtkunstwerks, das als Theater-Ritual Elemente aller Einzel-Künste zu einer faszinierenden Einheit verknüpft. So wurde Kantor zu einem der wichtigsten Erneuerer für das Theater der europäischen Moderne. Kantor dekretierte in seinen Manifesten, die Theateraufführung sei nicht dazu da, Illusion zu erzeugen und die „Wirklichkeit“ der individuell handelnden Personen zu imitieren. Ausgehend von den Stücken des polnischen Dramatikers Stanisław Witkiewicz und dessen Idee von der „reinen Form“ behaupteten seine Aufführungen das Theater als autonomen Kunstvorgang. Ungezählte Gastspiele mit seiner Kompanie haben die Welt bereist. Sein berühmtestes Stück "Die tote Klasse" (1975) zeigt einen sich lächerlich wiederholenden Ritus, eine Art Performance in einer Dorfschule, bei der erwachsene Greise in Schulbänken sitzen und zwanghaft rituell die ihnen von der Erziehung ehemals eingetrichterten Verhaltensmuster repetieren. Die Greise haben kindergroße Puppen mitgebracht, die sie als ehemalige Schüler zeigen. Kantor agiert als Lehrer, Regisseur, Performer, Antreiber und Dirigent mitten unter ihnen. Allmählich begreifen wir, dass die Schüler offensichtlich längst Verstorbene sind. Kantors Darsteller sind Berufstätige und Studenten, die er für seine spezielle Theaterauffassung zu Profis formte. Wahrscheinlichkeit hat bei Kantors Theater ausgedient, Phantasie und Erinnerung machten alles möglich. Das führt in der Aufführung zu faszinierenden Abstraktionen, oft marionettenhaften Bewegungsabläufen, rhythmisierten, choreografierten Passagen. Bildnerische Elemente und einfache Gegenstände werden im Bühnengeschehen aufgewertet und verlieren ihre illustrierend dienende Funktion. Sie werden zu Mitspielern. Kantor zeigt den Menschen in seinem vergeblichen Bemühen, in der unausweichlichen Niederlage. Dies weist auf die antike Tragödie zurück (Hans-Thies Lehmann). 

Das Symposium geht der Frage nach, welche Spuren das Theaterschaffen Kantors im heutigen deutschen und europäischen Theater hinterlassen hat. Dr. Manfred Beilharz, Kurator des Symposiums Programm in Bochum. 
11.00 – 11.15 Begrüßung: Dr. Hans Günter Golinski, Direktor des Kunstmuseums Bochum, Dominika Świętońska, Direktorin des Polnischen Instituts Düsseldorf, Prof. Dr. Ulrike Haß, das Institut für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum 
11.15 – 11.30 Einführung: Dr. Manfred Beilharz 
11.30 – 13.00 Film: Die Familie aus Wielopole (45 Min.) von Michael Kluth, im Anschluss Gespräch mit dem Regisseur 
13.00 – 14.00 Pause und Führung zu den Kantor-Exponaten des Kunstmuseums Bochum Kunst der Erinnerung 
14.00 – 14.45 Dr. Uta Schorlemmer: Die Kunst der Erinnerung. Tadeusz Kantors Erkenntnisse jenseits der „offiziellen Geschichte“ 
14.45 – 15.45 Film: Kantor ist da (46 Min.) von Dietrich Mahlow, im Anschluss Diskussion 
15.45 – 16.00 Pause  
16.00 – 16.45 Prof. Dr. Peter Marx: Das Theater des Todes oder die Öffnung der Szene 
16.45 – 17.30 Dr. Artur Pełka: Nach Kantor: Das polnische Theater zwischen dem „romantischen Paradigma“ und der „Generation Porno“ 
17.30 – 18.00 Lektionen. Eine Lesung aus Texten Kantors mit Studierenden der Theaterwissenschaft 
18.00 – 18.30 Pause 
18.30 – 19.30 Film: Theater des Todes. Tadeusz Kantor – Künstler, Ketzer, Provokateur der Welt von Michael Kluth (59 Min.) 

 Symposium: Tadeusz Kantor. Der illegale Künstler Fr 27. November 2015, 11.00 bis 20.30 Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig Universität Gießen www.inst.uni-giessen.de/theater/ Das Symposium ist eine Veranstaltung von Made in Dialog – dem Freundeskreis des Polnischen Instituts Düsseldorf, realisiert in Zusammenarbeit mit dem Polnischen Instituts Düsseldorf, dem Institut für Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und dem Kunstmuseum Bochum, gefördert von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

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