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„Erinnern wir uns daran, dass die europäische Einheit nicht ein für alle Mal gegeben ist [...]“ – Konrad Adenauer

Fotos von der Konferenz.

Aufnahme der Diskussion befindet sich in der SdpZ-Mediathek.

Am 6. Dezember um 19:30 erscheint im Polnischen TVP Info ein Interview mit Hans-Gert Pöttering.

Am 02.12.2015 fand im Sitz der SdpZ von 11:30 Uhr bis 13 Uhr die Präsentation von Hans-Gert Pöttering Buch „Zum Glück sind wir vereint“ statt. Das Buch 2015 wurde im Akcent-Verlag herausgegeben. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, der Konrad Adenauer-Stiftung und dem Akcent-Verlag realisiert.

Bronisław Komorowski begrüßte Hans-Gert Pöttering als „Mitbegründer des gedanklichen Beginns eines sich integrierenden Europas.“ Der ehemalige polnische Präsident unterstrich, dass angesichts der Ukraine-Krise und des Leids, das in anderen Staaten und Völkern herrscht, Polen und Deutschland glücklicherweise vereint seien. Er erklärte, dass die erfolgreichste Methode, eine schlechte Vergangenheit zu besiegen und eine gute Zukunft aufzubauen die Europäische Integration sei. Doch auch Politiker müssen für sich, so Komorowski, stets wiederholen, dass die Völker ganz einfach vereint sein WOLLEN. Er stellte den Lebenslauf Hans-Gert Pötterings als grundlegend aus der Sicht der deutsch-polnischen Beziehungen dar, im Rahmen derer sich ganz offensichtlich der Übergang der Phase der Einheit zu einer Phase der Freundschaft abzeichnet. Dieser Wechsel ist nach Komorowski ein wesentlicher Prozess des weiter gefassten deutsch-polnischen Bildes.

Prof. Krzysztof Miszczak nannte Hans-Gert Pöttering den letzten Mohikaner, der über einzigartiges Wissen über die Struktur des Europäischen Parlaments verfüge, den ersten Europäer mit einer wirklich europäischen Identität und einen Freund Polens, der das Land bereits vor dem polnischen EU-Beitritt auf dem Weg zu einem vereinten Europa unterstützt habe.

Hans-Gert Pöttering unterstrich bei seinem Auftritt die Notwendigkeit gemeinsamer Interessen unter den politischen Vertretern, vor allem aber gemeinsamer Werte, wie der zentrale Wert: die Würde des Menschen. Er erinnerte daran, dass Deutschland Polen zur Seite stehe, wenn die Polen ob der Situation in der Ukraine beunruhigt seien.

Der Politiker führte aus, dass Deutschland im Jahr 1979 bereit gewesen sei, einen sehr hohen Preis für die Freiheit Polens, Litauens, Estlands und anderer Länder zu zahlen. Zwar keimte die Idee der Freiheit auch in der DDR auf, doch hätte sie ohne diese Länder keine Chance gehabt. Pöttering hob vor allem die Verdienste der polnischen „Solidarność” für die Freiheit und die europäische Idee hervor.

Im Gespräch mit Prof. Miszczak bezog sich Hans-Gert Pöttering auf den katholischen Weg der deutsch-polnischen Einheit. Er unterstrich die Bedeutung des Briefes der polnischen Bischöfe an die deutschen Bischöfe von 1965, der später Manifest genannt wurde, für die deutsch-polnische Verständigung. Seiner Meinung nach habe dieser Brief eine enorme Bedeutung für die Einheit gehabt, u.a. habe er den Weg Piotr Jan Pawełs II in die Hauptstadt geebnet. Hans-Gert Pöttering rief ein Treffen mit Jarosław Kaczyński am 18. April 2007 in Erinnerung, während dessen er sagen sollte: „Herr Premierminister, auch ich bin Katholik.“ Prof. Miszczak erinnerte an die Rolle der österreichischen und deutschen Kurie sowie an die Unterstützung seitens Franz König oder Joseph Höffner. Hans-Gert Pöttering sprach von der enormen und tiefen moralischen Bedeutung des Satzes „Wir vergeben und bitten um Vergebung“, den die polnischen Bischöfe an die deutschen Bischöfe richteten. Der Politiker erinnerte außerdem an die Vergebung des Kriegsleids, die Frankreich am 9. Mai 1950, fünf Jahre nach Beendung des Zweiten Weltkrieges, Deutschland gewährte.

Prof. Miszczak fragte Hans-Gert Pöttinger nach der hegemonialen Rolle Deutschlands in Zeiten einer so komplizierten politischen Situation in der Europäischen Union. Prof. Miszczak betonte, dass Polen diese Feststellungen weder militärisch noch geopolitisch wie Bismarck, sondern geoökonomisch definierten. Er unterstrich auch, dass in der EU und der NATO eine Definition von Sicherheit existiere und nicht verschiedene Ebenen von Sicherheit.

Hans-Gert Pöttering befand, dass der Dialog die Grundlage für das Verständnis zwischen den Nationen sei – ohne Dialog kann man nicht verstehen, welche Absichten auf der anderen Seite stehen. Ausgearbeitete Lösungen seien dann immer Kompromisse: Jede Seite nimmt etwas und verzichtet auf etwas, die Lösung ist ein gemeinsamer Prozess. Seiner Meinung nach wird eine Verständigung nicht von sich aus funktionieren, wenn Politiker nicht in der Lage sind, durch kleine Schritte die Beziehungen zwischen zwei Ländern zu verbessern. Der Politiker unterstrich, Regierungen kämen und gingen, doch verstehen müsse man sich mit allen, unabhängig von der repräsentierten politischen Option. „Gebt Vertrauen, und ihr werdet Vertrauen erhalten.“ fasste Hans-Gert Pöttinger seine Rede zusammen.