DEUTSCHLAND UND POLEN: Gemeinsam die neue Dynamik nutzen. Ein Gespräch mit Dietmar Nietan und Krzysztof Ruchniewicz
Am 12. September 2024 fand im Roten Rathaus in Berlin auf Initiative der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit in Kooperation mit der Berliner Senatsverwaltung ein intensiver Austausch zwischen Politik und Zivilgesellschaft zu den Erwartungen an und Ideen für einen neuen Aufbruch in den bilateralen Beziehungen statt.
Es war der erste öffentliche Auftritt der beiden Koordinatoren für die deutsch-polnische zwischengesellschaftliche und grenznahe Zusammenarbeit und der volle Saal bezeugte, dass es großen Gesprächsbedarf gab und gibt.
Umso herausfordernder war die Aufgabe von Irene Hahn-Fuhr, Vorstandsmitglied der SdpZ, als Moderatorin in der Kürze der Zeit, möglichst viele virulente Themen aufzugreifen und am Ende auch noch Raum für Fragen und Anregungen aus dem Publikum einzuräumen.
Nach einer Standortbestimmung in den bilateralen Beziehungen, bei der die beiden Koordinatoren auch auf die Frage der historischen Verantwortung Deutschlands und Wiedergutmachung 85 Jahre nach dem Überfall auf Polen und Beginn des Zweiten Weltkriegs eingingen, lag der Fokus der Diskussion auf der Stärkung der Zivilgesellschaft und der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.
Sowohl Krzysztof Ruchniewicz als auch Dietmar Nietan bekräftigten die Bedeutung der Zivilgesellschaft als Rückgrat der deutsch-polnischen Beziehungen in guten und noch mehr in politisch angespannten Zeiten und unterstrichen ihre Zuständigkeit, Ideen aus der zivilgesellschaftlichen Praxis in die politische Arbeit einzubringen.
Für eine Ideensammlung bot sich die anschließende Diskussion im Fishbowl-Format an, bei dem u.a. der Wunsch nach einer stärkeren Einbindung der Jugend in bilaterale Formate sowie eine Verstetigung und Sichtbarkeit von Projekten durch Schaffung von langfristigen Plattformen für Vernetzung und Austausch geäußert wurde.
Weitere Themenbereiche waren: der Ausbau der Sprachförderung, die Nutzung des Deutsch-Polnischen Geschichtsbuchs im Unterricht, die Rolle der Polonia sowie eine angemessene (auch materielle) Wertschätzung ehrenamtlicher Arbeit auf der sog. Grassroot-Ebene.
Es wurde deutlich, dass beide Koordinatoren ein offenes Ohr für die Belange und Erwartungen der zivilgesellschaftlichen Akteure haben. Sie strahlten selbst an dem Abend eine große Dynamik und Zuversicht aus und mahnten, man dürfe das „Window of Opportunity“ in den deutsch-polnischen Beziehungen, das sich 2024 geöffnet habe, nicht verpassen.
Dabei gelte es auf vorhandene Strukturen und bewährte Formate zu setzen, diese jedoch neu zu denken, um den modernen Anforderungen und den Herausforderungen einer sich rasch verändernden Welt gerecht zu werden.
Der polnische Ko-Vorstandsvorsitzende der SdpZ, Piotr Maciej Majewski, griff diesen Gedanken in seiner Wortmeldung auf und verwies auf die tragende Rolle der Stiftung als wichtigster Förderinstitution in den deutsch-polnischen Beziehungen, in der Polen und Deutsche gemeinsam wichtige Entscheidungen treffen, über die sie sich zuvor im Vorstand und Rat verständigen.
Um das Potenzial der Stiftung auch im Kontext des Aufbruchs in den bilateralen Beziehungen in Zukunft noch besser zu nutzen und ihre Sichtbarkeit in beiden Ländern zu stärken, wolle der neue Vorstand über eine Neuausrichtung und Reformen in der Fördertätigkeit beraten.
Der Empfang mit polnischem Akzent bot als Ausklang des Abends allen Gästen die Gelegenheit, sowohl mit den beiden Koordinatoren als auch mit den neuen polnischen Vorstandsmitgliedern der SdpZ Dominika Kozłowska und Sebastian Półciennik (Co-Geschäftsführer) ins Gespräch zu kommen.
Wir danken der Berliner Senatskanzlei für die gute Zusammenarbeit und Gastfreundschaft im Roten Rathaus sowie unseren Sponsoren: Jan Tombiński, dem Geschäftsträger ad interim der Republik Polen in Deutschland, und der Kompania Piwowarska aus Poznań.