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Dialog und Zukunftsbrücken für die Ukraine in Rzeszów

Vom 7. – 9. Oktober trafen sich Akteure, Multiplikatoren und Förderer der deutsch-polnischen Verständigung beim 30. Kongress des Bundesverbandes der Deutsch-Polnischen Gesellschaften in Rzeszów, nahe der ukrainischen Grenze. Der Krieg in der Ukraine war nicht nur durch die geographische Nähe präsent, sondern auch inhaltlicher Schwerpunkt der bilateralen Diskussionen, an denen namhafte Experten und Expertinnen aus Politik und Zivilgesellschaft teilnahmen.

Darüber hinaus wurde der ukrainische Historiker Prof. Dr. Andrii Portnov, der seit Jahren und aktuell als Lehrstuhlinhaber an der Europa-Universität Viadrina in Deutschland und Polen Wissen über die Ukraine und ihre historischen Verflechtungen mit Europa vermittelt, bei der feierlichen Eröffnung der Tagung mit dem DIALOG-PREIS 2022 gewürdigt. In seiner Laudatio betonte Prof. Dr. Igor Kąkolewski, Direktor des Zentrums für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften, die Bedeutung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit für die Zukunft und europäische Integration der Ukraine.

Am Samstag wurde in der Aula der Universität Rzeszów intensiv diskutiert - über die Zukunft der Ukraine, die geleistete und weiterhin gebrauchte humanitäre Hilfe für die Ukraine sowie über die aktuellen Herausforderungen für die deutsch-polnische Nachbarschaft in der Mitte Europas, darunter auch die Notwendigkeit, engagierten Nachwuchs für die Arbeit an der Basis, in den Deutsch-Polnischen bzw. Polnisch-Deutschen Gesellschaften zu rekrutieren.

Mit großem Interesse verfolgten die Kongressteilnehmer/innen die politische Podiumsdiskussion Partnerschaft in Zeiten globaler Umbrüche. „Zeitenwende“ auch für die deutsch-polnischen Beziehungen?“, bei der sich der Sejmabgeordnete Paweł Kowal und der Polen-Beauftragte der Bundesregierung Dietmar Nietan u.a. zu der Frage der Kriegsreparationen und Forderungen nach Wiedergutmachung äußerten. Dieses Thema, das bis heute nicht abschließend und zufriedenstellend geregelt worden ist, entzweie laut Dietmar Nietan Deutschland und Polen in einer Zeit, in der in ganz Europa dringend Zusammenhalt gebraucht werde. „Der Kampf um die Freiheit in Europa muss uns einen.“ – so lautete sein Appell, wobei er seinen polnischen Freunden gleichzeitig versicherte, dass die deutsche Gesellschaft einen Beitrag zur Wiedergutmachung im Einvernehmen mit Polen und nicht unter Druck leisten wolle. Wie wichtig die Frage der Wiedergutmachung für die bilateralen Beziehungen sei, betonte der Historiker und ehem. Mitglied des Stiftungsrates der SdpZ Prof. Jan Rydel. Paweł Kowal meinte abschließend, dass es mit Blick auf die Lage in der Ukraine und ihrem künftigen Platz in Europa jetzt an der Zeit sei, neue deutsch-polnische Zukunftsinitiativen auf den Weg zu bringen.  

Anknüpfend daran stellte Cornelius Ochmann, der die Diskussion moderierte, dem Publikum noch das neue Förderprogramm „Deutsch-Polnische Zukunftsbrücken für die Ukraine“ der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit vor und ermunterte die Anwesenden, deutsch-polnisch-ukrainische Projekte in Solidarität mit der Ukraine umzusetzen. Infos zu dieser aus Mitteln des Auswärtigen Amts finanzierten Initiative gibt es unter: https://sdpz.org/aktuelles/deutsch-polnische-zukunftsbrucken-fur-die-ukraine-PgauvH

Dieser Jubiläumskongress in Rzeszów war in vielerlei Hinsicht besonders und er endete mit einer schlechten und guten Nachrichten. So legte mit einem lachendem und weinenden Auge Dietmar Nietan nach 12 Jahren sein Amt als Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutsch-Polnischen Gesellschaften nieder und bekam zum Abschied ein Bild, auf dem ein bekannter Künstler ihn porträtiert hat. Gleichzeitig wählte die am Sonntag tagende Mitgliederversammlung die Bundestagsabgeordnete der SPD Simona Koß zur neuen Bundesvorsitzenden.

Mehrmals wurde während der Veranstaltung betont, dass die deutsch-polnische Freundschaft von den Menschen an der Basis und nicht von Regierungen gemacht wird. Wir wünschen den Deutsch-Polnischen und den Polnisch-Deutschen Gesellschaften daher weiterhin viel Freude an der Zusammenarbeit, erfolgreiche Projekte, motivierte und aktive Neumitglieder und grenzenlose Zuversicht!

Über den Kongress berichteten:

Fot. Karolina Fuhrmann / SdpZ