Diskussion "Künstler als Fremdenführer in neuen Zeiten " in Berlin
Das Leitmotiv der Diskussion "Der Künstler als Fremdenführer in neuen Zeiten " am 8. Dezember im Martin-Gropius-Bau sollte die Frage sein, welche Rolle die Kunst in der öffentlichen Debatte in Deutschland und Polen spielt. Im Endeffekt kam es jedoch zur ersten öffentlichen Debatte über die Entfernung des Werkes von Artur Żmijewski aus der Ausstellung. Die Diskussion beendete ein Begleitprogramm zur Ausstellung "Tür an Tür. Polen – Deutschland. 1000 Jahre Kunst und Geschichte ", das durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit veranstaltet worden ist.Zweifelsohne ist die Entfernung meiner Arbeit ein Kommentar zum Titel der Diskussion – äußerte der im Saal anwesende Artur Żmijewski, dessen Video "Fangen spielen" (auch "Benek"genannt) aus der Ausstellung "Tür an Tür. Polen – Deutschland. 1000 Jahre Kunst und Geschichte“ im Oktober entfernt wurde. Die Moderatorin der Diskussionsrunde, die TV-Journalistin Tina Mendelsohn (3sat), erklärte gleich zu Beginn, dass das Thema behandelt werden sollte, insbesondere weil im Saal sowohl der Künstler dessen Arbeit entfernt wurde, als auch die Person, die diese Entscheidung zu verantworten hat, - der Direktor des Martin-Gropius-Bau Gereon Sievernich, anwesend seien. Jener, sichtlich in die Ecke getrieben, las einzig eine offizielle Mitteilung vor, aus der hervorging, dass die Entscheidung gemeinsam vom den Martin-Gropius-Bau und dem Warschauer Königsschloss gefällt worden sei. Sievernich fügte hinzu, dass dies als Folge einer Intervention vom Direktor des Centrum Judaicum geschehen ist.
"Wenn ich auf die Rolle eines Objekts beschränkt werde, welches man verwaltet, steuert, durch autoritäre Entscheidungen ausschließt, ich somit keine Stimme und keine Meinung dagegen erheben kann, dann ist das ein Akt der Zensur", so Artur Żmijewski an diesem Abend.
Eine ähnliche Meinung vertraten die anderen Teilnehmer der Diskussion. Joanna Rajkowska stellte fest, dass in Polen Künstler einen anderen Einfluss haben, wenn es darum geht, auf die öffentliche Debatte zu wirken. Die Direktorin des Museums für Moderne Kunst Joanna Mytkowska unterstrich das Gewicht, welches das Wirken der Künstler nach 1989 hatte.
"In Polen hatten wir so ein Phänomen, dass die wichtigen Themen für die öffentliche Debatte, wie beispielsweise: das Gedenken, der Versuch sich von der Last der Geschichte zu lösen, der Holocaust, die Frage nach dem neuen öffentlichen Raum, ausgerechnet durch Künstler angeregt worden sind. Wenn wir es mit großen Änderungen zu tun haben, können Künstler in eine gewisse Richtung weisen. Diese Stimme des Künstlers ist in Polen deutlich hörbar", so Mytkowska.