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Gesprächskreis Polen

Deutschland und Polen in einer geopolitischen Zwickmühle? Dieser Frage, der die jüngste Eskalation des Konflikts zwischen den USA und dem Iran eine beängstigende Aktualität verlieh, widmete sich der Gesprächskreis Polen in seiner ersten Sitzung im neuen Jahr am 10. Januar 2020.   

Ausgehend von der Erosion der liberalen Weltordnung und dem Wiedererstarken der Großmachtpolitik, in der die USA, China und Russland tonangebend sind, galt es, aus polnischer und deutscher Perspektive nach europäischen Lösungen für den Umgang mit der neuen geopolitischen Realität und ihren unberechenbaren, sicherheitspolitischen Herausforderungen für die EU zu suchen.

Während Michał Baranowski, Leiter des Warschauer Büros des German Marshall Fund, die Anwesenden dafür sensibilisierte, warum das polnische Vertrauen in die USA als einzigem effektivem Garanten der Sicherheit Polens parteiübergreifender Konsens sei, charakterisierte Jana Puglierin, die künftig das Berliner Büro des ECFR leiten wird, den aktuellen deutschen Ansatz in der Außenpolitik insgesamt als „strategische Geduld“, die von Zurückhaltung und Ideenlosigkeit geprägt sei. 

Unabhängig aller Differenzen in der Wahrnehmung der rivalisierenden Großmächte und der Haltung zu ihnen, betonten beide Experten die bestehenden elementaren Gemeinsamkeiten Deutschlands und Polens in Bezug auf die transatlantischen Beziehungen sowie die NATO als unabdingbaren Sicherheitsanker für die EU,  solange deren sicherheitspolitische Emanzipation noch Zukunftsmusik bleibe. Um gerade dieses langfristige Ziel zu erreichen, wäre es wünschenswert das große Potential für deutsch-polnische Kooperation in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu nutzen und Alternativen zur Vision von Emanuel Macron anzubieten, die sowohl in Berlin als auch in Warschau mit Skepsis betrachtet wird.