Halle-Wittenberg / Jena erhält Zuschlag für das Zentrum für Polenstudien
Eine Auswahlkommission unter Leitung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit (SdpZ) hat Mitte März 2012 entschieden, den Zuschlag für die Einrichtung eines Zentrums für Polenstudien an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Friedrich-Schiller-Universität Jena zu vergeben. Neben der SdpZ fördern der DAAD und die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung (DPWS) das Vorhaben. Die Stiftereinrichtungen begründeten ihre Entscheidung damit, dass die Universitäten ein anspruchsvolles, interdisziplinär angelegtes Konzept modern verstandener area studies vorlegten.
Damit wird neben der Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und dem Mainzer Polonicum ein weiteres Standbein fächerübergreifender polenbezogener Studiengänge in Deutschland geschaffen und entsprechend der Absicht der Stiftereinrichtungen die polenbezogene Kompetenz in Deutschland gestärkt.
Die Förderung sieht vor, die Einrichtung eines Lehrstuhls und Forschungsvorhaben im interdisziplinären Verbund für drei bis maximal fünf Jahre zu bezuschussen, wobei von den Universitäten selbst ein hohes Engagement an finanzieller Beteiligung und die Verstetigung des Zentrums nach Ablauf der Förderung erwartet wird. Nach dem Beschluss der Auswahlkommission beginnen jetzt die Detailverhandlungen mit der Universitätsleitung und der SdpZ, dem DAAD und der DPWS.
Der Auswahlkommission gehörten die Stiftereinrichtungen und Universitätsvertreter an sowie Beobachter beider Regierungen. Dr. Albrecht Lempp, geschäftsführender Vorstand der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, bedankte sich bei dem polnischen Botschafter, Dr. Marek Prawda, für die gute Kooperation und das Engagement im Vorfeld und begrüßte die Aussicht, dass auch die polnische Regierung durch Forschungsvorhaben und Kooperationen das Zentrum für Polenstudien unterstützen will.
„Zahlreiche Institute der Martin-Luther-Universität pflegen seit vielen Jahren gute Beziehungen zu polnischen Partnern. Mit fünf Hochschulen haben wir Kooperationsverträge geschlossen. Ich freue mich, dass diese Aktivitäten durch die Entscheidung der Stiftung für die deutsch-polnische Zusammenarbeit belohnt und unterstützt werden“, sagt Prof. Dr. Udo Sträter, Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. „Hervorzuheben ist natürlich auch, dass die Kooperation der Universitären Halle-Wittenberg und Jena damit erneut Früchte trägt.“
„Die Friedrich-Schiller-Universität mit ihren traditionsreichen Beziehungen in den Osten wird um einen wichtigen Baustein reicher durch das neue Zentrum für Polenstudien, das unsere Stärken vom Kaukasus über den Balkan bis nach Osteuropa ausbaut. Gerade für die Slawistik und das exzellente Imre-Kertész-Kolleg mit seinen engen Beziehungen nach Polen wird eine noch breitere Basis geschaffen, die Forschung, Lehre und das Kooperationsklima weiter befruchten wird“, sagt Prof. Dr. Klaus Dicke, Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Die hohe Beteiligung und das große Interesse zeigt nach Meinung von Frau Prof. Claudia Kraft, dass die deutschen Universitäten sehr wohl einen gestiegenen Bedarf an einer auf Polen bezogenen Kompetenz nicht nur in den klassischen philologischen Fächern sehen, sondern gerade auch fachübergreifend im Bereich Wirtschaftslehre, Jura, Soziologie und Kulturwissenschaften.
Endrunde mit zehn renommierten Hochschulen
An der Endauswahl nahmen zehn Universitäten mit zum Teil sehr differenzierten Vorschlägen und Angeboten für die Einrichtung eines Zentrums für Polenstudien teil. Interessant ist, dass der Bedarf sowohl in den östlichen wie auch westlichen Bundesländern besteht. Dr. Albrecht Lempp (SdpZ) zeigte sich erfreut über die vielen positiven Ansätze, die Polenstudien zu verbessern und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die exzellenten Projektangebote, die jetzt nicht zum Zuge gekommen sind, im einen oder anderen Fall doch umgesetzt werden können.
Die Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg und die Friedrich-Schiller-Universität Jena, an denen zurzeit mehr als 40.000 Studenten eingeschrieben sind, kooperieren bereits seit 1995 im Universitätsverbund, dem auch die Universität Leipzig angehört. Der neue nach dem Historiker und Slawisten Aleksander Brückner benannte Lehrstuhl wird am Zentrum für interdisziplinäre Regionalstudien in Halle mit einer durch die Universität finanzierten Koordinationsstelle angesiedelt sein.
Projektbetreuung: Karoline Gil, karoline.gil@sdpz.org, + 48 30 240 47 85 11