Von der Versöhnung zur Alltäglichkeit? 30 Jahre deutsch-polnische Nachbarschaft
Am 17. Juni 2021 werden 30 Jahre seit der Unterzeichnung des Vertrages über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Republik Polen und der Bundesrepublik Deutschland vergangen sein. Aus diesem Anlass organisieren das Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften, die Łazarski-Hochschule und das Deutsche Polen-Institut gemeinsam mit ihren Partnern mehrere Veranstaltungen, um eine Bilanz der vergangenen 30 Jahre zu ziehen und einen Blick auf zukünftige Aktivitäten zu wagen.
"Der Vertrag, der kurz nach der Regierungsübernahme der ersten demokratischen polnischen Regierung und der Wiedervereinigung Deutschlands unterzeichnet wurde, war ein bedeutender Meilenstein beim Aufbau guter gegenseitiger Beziehungen. Der Vertrag hat viele Fragen geregelt, aber vor allem hat er eine Annäherung zwischen den Nationen auf vielen Ebenen ermöglicht", sagt Dr. Martin Dahl, Dekan der Fakultät für Wirtschaft und Management an der Łazarski-Hochschule.
Auf den Tag genau dreißig Jahre nach der Vertragsunterzeichnung, werden uns Zeitzeugen in Gesprächen während der Konferenz in Warschau mit die Ereignisse von 1990/91 näher bringen. An den folgenden Tagen greifen Referentinnen und Referenten, Kommentatorinnen und Kommentatoren in thematischen Sektionen zentrale Themen für die Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen auf, beispielsweise Wirtschaft, Sicherheit, grenzüberschreitende Zusammenarbeit, Zivilgesellschaft sowie Geschichtspolitik und Erinnerungskultur. Die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer werden auch darüber diskutieren, wie die deutsch-polnische Kommunikation gefördert werden kann.
Die Organisatoren sind der Ansicht, dass die dreißig Jahre seit der Vertragsunterzeichnung eine Zeit voll von politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Kontakten sind. Diese gegenseitigen Kontakte waren jedoch nicht frei von Konflikten und Problemen.
"Zu Beginn schienen die gegenseitigen Beziehungen sich fast automatisch in Richtung harmonischer Verständigung und Versöhnung zu entwickeln, mit der Zeit entstand aber ein komplexes Geflecht von Kommunikation, Abhängigkeiten und Missverständnissen - eine Art deutsch-polnischer Alltag. Haben wir es heute mit einer "reifen Nachbarschaft" zu tun, wie es der Titel der Konferenz zwanzig Jahre nach der Vertragsunterzeichnung verkündete? Sind wir immer noch "Nachbarn auf Distanz", wie es am 15. Jahrestag hieß? Oder sind wir gleichberechtigte Partner? Darüber wollen wir sprechen" - kommentiert Prof. Peter Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt.
Der deutsch-polnische Austausch in Form von Gesprächen und die Teilnahme an der Veranstaltung werden durch verschiedene Online-Plattformen und durch Simultanübersetzung ermöglicht. "Aufgrund der Pandemie werden wir uns zwar nicht alle in Warschau treffen können, aber durch die Online-Verbindung können viele Menschen aus Polen und Deutschland in Echtzeit an der Konferenz teilnehmen, Fragen stellen und die Veranstaltung kommentieren. Wir laden Sie dazu ein, auf diesem Wege dabei zu sein", erklärt Prof. Piotr Madajczyk, Leiter der Forschungsgruppe Deutschland am Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften.
Dank der zahlreichen Partner der Veranstaltung können unterschiedliche Gruppen in beiden Ländern erreicht werden. "Die Konferenz ist ein gemeinsames deutsch-polnisches Unternehmen. Auf diese Weise wollten wir die Bedeutung des Dialogs über die deutsch-polnischen Beziehungen, des Meinungsaustauschs sowie des gegenseitigen Erläuterns verschiedener Perspektiven unterstreichen", erklärt Dr. Agnieszka Łada, stellvertretende Direktorin des Deutschen Polen-Instituts.
Die Veranstaltung wird daher Akademikerinnen und Akademiker, Praktikerinnen und Praktiker, Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen in der Auseinandersetzung mit den deutsch-polnischen Beziehungen sowie Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Generationen zusammenbringen. "Während der Konferenz wollen wir einen wissenschaftlichen Rückblick auf die vergangenen dreißig Jahre bieten, aber auch den aktuellen Stand der Beziehungen untersuchen und die Richtung für zukünftige Entwicklungen aufzeigen", bemerkt Dr. Adrian Chojan, Prodekan der Fakultät für Wirtschaft und Management an der Łazarski-Hochschule.
Die in Warschau begonnenen Gespräche werden am 24. und 25. Juni in Oppeln fortgesetzt. "Dort werden wir uns auf die regionale wirtschaftliche Zusammenarbeit und auf das Thema Polen in Deutschland und Deutsche in Polen konzentrieren", kündigt Dr. Magdalena Lemańczyk von der Polnischen Akademie der Wissenschaften an. Der Höhepunkt der Jubiläumsveranstaltungen ist eine Debatte in Berlin, die für Oktober dieses Jahres, nach der Bundestagswahl, geplant ist.
Medienvertreterinnen und -vertreter sind herzlich eingeladen, online oder persönlich an der Konferenz teilzunehmen. Bei einer Online-Teilnahme bitten wir um eine Anmeldung unter https://form.lazarski.pl/en/30-jahre-nachbarschaft/.Detaillierte Informationen finden Sie auf den folgenden Seiten:
Mitveranstalter: Friedrich-Ebert Stiftung in Warschau, Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung, Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) in Polen
Die Konferenz wird von der Stiftung
für deutsch-polnische Zusammenarbeit mitfinanziert.
Mitveranstalter der Veranstaltung in Oppeln: Marschallamt der Woiwodschaft Oppeln, Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer
Konferenzsprachen: Polnisch und Deutsch. Die Veranstaltungen werden simultan gedolmetscht.