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Wladimir Putin – Herr des Ringes – neue Ausgabe der Kultura Liberalna ist online

Die Angst um die eigene Zukunft ist nach Osteuropa, in die baltischen Staaten und sogar nach Skandinavien zurückgekehrt. Kein Wunder, dass nach Russlands Annexion der Krim sich Experten und Politiker nicht nur über dieser Situation angemessene Sanktionen und Sicherheitsmaßnahmen den Kopf zerbrechen. Sie versuchen auch, die passende Sprache für diesen Vorfall zu finden.

In der heutigen Ausgabe von „Kultura Liberalna” stellen die redakteure unterschiedliche Sichtweisen auf die Krimkrise und mögliche Prognosen für ihre Beendigung vor. Andrzej Nowak, Professor der Jagiellonen-Universität in Krakau, sieht Wladimir Putin als einen Politiker, der fasziniert ist von Gewalt und Macht. Der Präsident Russlands wolle ein Übermensch sein: „Mehr noch, er ist in Besitz des Ringes des Gyges, eines mythischen Ringes, der seinem Besitzer vollkommene Straffreiheit schenkt.“ In einem Interview mit Michał Jędrzejek rekonstruiert der Sowjetologe die Trajektorien von Putins Regierung und erklärt den Stil seiner Machausübung.

Ähnlicher Meinung ist Vladislav Inozemtsev, Ökonom der Lomonossow-Universität in Moskau, der mit Wojciech Engelking über das Wesen von Putins Regierung spricht. Experten setzen aus verschiedenen Mosaikteilchen ein kunstvolles Bild der Rationalität dieses Politikers zusammen. Die Forscher aus Russland und Polen kommen jedoch zu anderen Ergebnissen. Inozemtsev postuliert, dass das einzige Rezept für eine Reanimierung des Dialoges zwischen Brüssel und Moskau, das für die Russen attraktiv wäre, das Angebot eines Assoziierungsabkommen von der EU an Russland sein könnte. Nowak hingegen verwirft die Vision jedweder Zusammenarbeit mit diesem Land im Hinblick auf die gänzlich anderen Werte, die seiner Meinung nach der europäischen Gemeinschaft zugrunde liegen.

Dmitri Trenin, Politologe und Leiter des Moskauer Büros der Carnegie Stiftung, sagt im Gespräch mit Łukasz Pawłowski klar, dass die Ereignisse auf der Krim als Zäsur zu verstehen sind, die die labile Partnerschaft zwischen dem Westen und Russland beendet. Werden in Russland keine strukturellen Veränderungen vorgenommen und werde das Modell der „Zarenpräsidentschaft“ nicht aufgehoben, können die Beziehungen zwischen Washington und Moskau schon bald das Spannungsniveau der Zeit des Kalten Krieges annehmen.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Roman Kuźniar im Gespräch mit Karolina Wigura. Er ist Professor der Warschauer Universität und Berater in Internationalen Angelegenheiten von Bronisław Komorowski, dem Präsidenten der Republik Polen. […]

Was: neue Ausgabe der „Kultura Liberalna“
Wo: Hier
Wann: ab 2. April 2014