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Kalendarium

Ausstellung: Janicka & Wilczyk: Inne Miasto/Andere Stadt

23 November 2014 - 1 April 2015 werkraum bild und sinn, Bergmannstr. 59, 10961 Berlin

Inne Miasto/Andere Stadt ist ein fotografisches Projekt von Elżbieta Janicka und Wojciech Wilczyk. Die Arbeit ist eine visuelle Beschreibung des ehemaligen Warschauer Gettos (1940-1943), das die deutschen Besatzer im Herzen der polnischen Hauptstadt errichteten.

Der „Nach-Getto-Ort“ („Miejsce po getcie“ – ein Begriff des polnischen Literaturwissenschaftlers Jacek Leociak) erstreckt sich zwischen dem in der Nähe des Hauptbahnhofs gelegenen Kulturpalast im Süden und dem Einkaufscenter Arkadia im Norden. Inne Miasto schlägt eine Reflexion über die aufeinanderfolgenden Etappen der Entstehung des Nachkriegswarschau vor, über Konzeptionen von Architektur und Stadtplanung, von denen jede aus einer Bewertung der Vergangenheit erwächst. Die Ausstellung ist zugleich Ergebnis des Nachdenkens über die gegenwärtige und zukünftige Gesellschaft: von egalitären Visionen gesellschaftlichen Wohnungsbaus über die neoliberale Logik maximalen Gewinns ohne Rücksicht auf frühere Konzeptionen und auf Kosten gesellschaftlicher Kohärenz. Auf den Fotografien werden emblematische Orte Warschaus gezeigt – das ehemalige Berson- und Bauman-Krankenhaus, die Nożyk-Syngagoge, die ehemalige Nalewki-Straße, der ehemalige Umschlagplatz und andere. Inne Miasto siedelt diese in der Geschichte des jüdischen Warschau an. Das Projekt Janickas und Wilczyks ist zugleich auch ein Versuch, eine Bestandsaufnahme der Identität des Territoriums und des Bewusstseins von Gemeinsamkeit zu geben, die sich an dem Ort der Vernichtung der Juden herausbildeten. In diesem Sinne erlaubt das Ausstellungsprojekt, Fragen zu formulieren über das Verhältnis von Kultur und Gesellschaft des Nachkriegspolen zu der präzedenzlosen Katastrophe in der Geschichte der Zivilisation. Inne Miasto visualisiert die Tatsache, dass sich die Ermordung der Juden zwar im Zentrum der polnischen Gesellschaft und Kultur abspielte, sie jedoch bisher keine kulturelle Repräsentation von zentralem, paradigmatischem Rang erhalten hat.

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