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Kalendarium

Der Reichsgau Wartheland als ,,Exerzierplatz des praktischen Nationalsozialismus"

23 November 2015 - 23 November 2015 18:00 Uhr HS 4 Audimax, Rubenowstr. 1

Das Thema des Vortrags ist die deutsche Besatzungspolitik im Reichsgau Wartheland in den Jahren 1939-1945. Man kann die These aufstellen, dass der Warthegau, das polnische Gebiet welches 1939 nach der Niederlage Polens an das Dritte Reich annektiert wurde, in vielerlei Hinsicht „ein Versuchspolygon für den Nationalsozialismus“ und ein Vorbild nationalsozialistischer Brutalität bildete. „Greisers Ministaat“ war ein vorbildliches Beispiel für die Umsetzung der rassistischen Idee und der Radikalisierung der Völkermordpolitik des Hitlerregimes. 

Im Wartheland – in Lodsch – entstand das am längsten existierende Ghetto auf polnischem Gebiet, es war das erste Ghetto im besetzten Europa, welches das System der Ausbeutung der Juden als Arbeitskräfte einführte. Im Vernichtungslager Kulmhof fanden die ersten Proben für die Massenmorde an der jüdischen Bevölkerung, welche in Gaskammern verübt wurden, statt. Die folglich durch die Besatzer realisierte Germanisierungspolitik sollte der Umwandlung der demographischen Verhältnisse in diesem Gebiet dienen, das heißt: durch das Aussiedeln von Polen und Juden in das Generalgouvernement, sollte die Basis für die deutsche Besiedlung geschaffen werden. Darüber hinaus, zwecks der Umwandlung dieser Region nach dem Vorbild des Dritten Reiches, führte diese Herrschaft eine rücksichtslose Politik der absoluten Vernichtung der Oberschicht, der Elite und ehemaliger gesellschaftspolitischer Aktivisten im Rahmen der sog. „Intelligenzaktion“. 

Ein wachsendes Interesse seitens deutscher Historiker an der Frage des Warthelandes, vor allem nach 1990, ist durchaus ferststellbar. Die Untersuchungen dieser Historiker beruhen oft auf den Ergebnissen der Untersuchungen ihrer polnischen Fachkollegen. Wojciech Wichert, Doktor der Geschichte, Autor der Dissertation „Narodowy socjalizm w historiografii Republiki Federalnej Niemiec w latach 1985-2005“ (dt. Übersetzung: Nationalsozialismus in der Historiografie der Bundesrepublik Deutschland in den Jahren 1985-2005“), 2012, verteidigt am Institut für Geschichte und Internationale Beziehungen an der Universität in Stettin, Doktorvater: Prof. Włodzimierz Stępiński. Forschungsinteressen: Nationalsozialismus, Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg, italienischer Faschismus. In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte, EMAU

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