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Kalendarium

Freundlich–desinteressiert oder wie Russland Polen und Deutsche wahrnimmt

27 Juni 2012 - 27 Juni 2012

Das Bild Polens und der Polen ist in Russland neutral bis gemäßigt positiv, ein negatives Urteil äußert lediglich eine klare Minderheit der Befragten. Gleichzeitig ist die russische Wahrnehmung Deutschlands und der Deutschen dezidiert positiver als die Polens bzw. der Polen, das zeigen die Ergebnisse der Studie „Menschen – Geschichte – Politik. Polen und Deutschland aus russischer Sicht“ des Warschauer Instituts für Öffentliche Angelegenheiten (ISP), die in Kooperation mit der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit entstanden ist und am 27. Juni in Warschau vorgestellt wurde.

„Die stärksten Assoziationen, die die Russen mit Polen haben, stammen gar nicht aus der Geschichte oder der Politik. Die Russen verbinden mit Polen schöne Landschaften und sehen es als freundliches Bruderland an”, kommentiert der ISP-Vorstandsvorsitzende, Dr. Jacek Kucharczyk, die Ergebnisse der Umfrage.

Es zeigt sich, dass über die Hälfte der befragten Russen angibt, weder Sympathie noch Abneigung gegenüber den Polen zu empfinden, die Gruppe hingegen die klar eine Sympathie bekundet, ist zahlenmäßig drei Mal so groß wie die Gruppe der Nicht-Sympathisanten.

Die Russen akzeptieren die Polen in unterschiedlichen sozialen Rollen – am liebsten als Touristen (89%), dann mit Abstand als direkte Nachbarn (66%), Mitarbeiter (64%), enge Freunde (61%), Schwiegersöhne/ Schwiegertöchter (49%). Bemerkenswert ist hier, dass sich Polen in der russischen Sicht einer minderen Sympathie erfreut als Deutschland, obwohl Letzteres vor allem mit der Geschichte (2. Weltkrieg) assoziiert wird.

„Als freundlich-desinteressiert – so in etwa kann man die Einstellung der Russen gegenüber Polen zusammenfassen. Das schreit geradezu nach einer gezielten Image-Kampagne zugunsten Polens, deren Zielgruppe die russische Jugend ist“, schlussfolgert der geschäftsführende Vorstand der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit Dr. Albrecht Lempp.

Laut vorliegender Untersuchung behauptet gut die Hälfte der Russen, dass in der Geschichte der polnisch-russischen Beziehungen auch Ereignisse zu finden sind, an denen Polen eine Mitschuld hat bzw. es sich auch gegenüber Russland schuldig fühlen sollte. „Die Hauptvorwürfe betreffen die Beschuldigung einiger polnischer Politiker, Russland sei für die Flugzeugkatastrophe von Smolensk verantwortlich, aber auch das Ausbleiben von Dankbarkeit für die Befreiung Polens durch die Sowjetarmee im Jahr 1945, so Dr. Agnieszka Łada vom ISP. Die Frage, ob sich Russland irgendetwas gegenüber Polen zu Schulde habe kommen lassen, verneinten 44% der Befragten.

„Das belegt, wie wenig Russen über Polen wissen und wie sehr diese Wahrnehmung durch diverse Ressentiments bedingt wird“, kommentiert Dr. Andrzej Grajewski, der Ko-Vorsitzende der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, die Studie.

Nach Meinung von 45% der Befragten hängt die Verbesserung der Beziehungen vor allem von regelmäßigen Treffen russischer und polnischer Politiker ab bzw. von Konsultationen in wichtigen, bilateralen Angelegenheiten. Einen positiven Einfluss hätten zudem der Ausbau der kulturellen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit (33%).

Das zeige auch, dass laut russischer Meinung, die polnisch-russischen Beziehungen mittlerweile in erster Linie sich auf die Gegenwart konzentrieren. Die Politik sollte dies durchaus beherzigen, resümiert Dr. Agnieszka Łada.

:: Auch als Download MENSCHEN - GESCHICHTE - POLITIK. RUSSISCHE ANSICHTEN ZU POLEN UND DEUTSCHEN

Die Umfrage des Instituts für Öffentliche Angelegenheiten wurde vom 11 – 21. November 2011 vom Zentrum Levada anhand einer repräsentativen Gruppe von 1591 volljähriger russischer Staatsbürger durchgeführt. Das Projekt wurde in Kooperation mit der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und dank der finanziellen Unterstützung des polnischen Außenministeriums realisiert.

 

Was: Vorstellung der Studie „Menschen – Geschichte – Politik. Polen und Deutschland aus russischer Sicht“

Wo: Warschau

Wann: 27. Juni in Warschau vorgestellt wurde.

 

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