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Kalendarium

Pojekt: Das Ende des Lodzermenschen?

9 Mai 2011 - 29 Mai 2011

Łódź hat eine markante polnisch-jüdisch-deutsche Geschichte, zunächst kooperativ, dann aber zerstörerisch und gewaltsam. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte Łódź sich zum "Eldorado des Ostens" und wirtschaftlichen wie kulturellen Schmelztiegel für Polen, Juden, Deutsche. In nur wenigen Jahren entstand hier ein wichtiger Textilindustriestandort Europas, in dem neben Kooperation auch viele Gegensätze und Konkurrenz herrschten. Dieses intensive Mit- und Nebeneinander ließ einen Menschenschlag entstehen, den man bald als "Lodzermenschen" bezeichnete, eine schillernde Figur, die schwer zu greifen ist und über die Jahre und Jahrzehnte unterschiedlich beschrieben wurde und wird - abhängig von der ideologischen, politischen, nationalen oder zeitlichen Perspektive - mal idealisiert, mal instrumentalisiert, romantisiert oder auch verunglimpft.

"Nationalität" schienen in Łódź viel weniger zu bedeuteten (als anderswo); anderen Gruppen und Minderheiten stand man hier offener gegenüber (als anderswo); man war vielsprachig, gar kosmopolitisch? Der Lodzermensch war tolerant? Anderen gegenüber wohlwollend (was Religion oder Volkszugehörigkeit anging)? Oder ignorant und oberflächlich? Was diesen Menschenschlag wirklich ausmachte, ist heute schwer zu fassen. Dieses intensive Mit- und Nebeneinander zwischen Juden, Polen und Deutschen bewahrten Łódź nicht vor dem Gewaltexzess des Zweiten Weltkriegs, der den Untergang der Welt des "Lodzermenschen" einläutete und die Kulturen wieder auseinandertrieb.

Angesichts der früheren engen Verwobenheit (enger als sie wohl anderswo in einer polnischen oder europäischen Großstadt war) scheint dieses Ende um so schmerzhafter. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht wurden viele Polen enteignet, ausgesiedelt, ermordet; "Reichsdeutsche" zur Verwaltung nach Łódź beordert. Der Riss ging auch durch die Lodzer Deutschen, einige empfanden (als polnische Bürger) den Einmarsch als Schmach, andere wiederum hießen die neuen Machthaber willkommen. Terror gegen Juden und Polen regierte die Straßen. Juden wurden ins Getto verdrängt, später Tausende in den Vernichtungslagern Auschwitz oder Kulmhof ermordet. Wie erlebten Lodzer Polen, Juden und Deutsche dieses Ende, in dem Volkszugehörigkeit nun das trennende Moment wurde? Wie veränderte sich die Stadt im Alltag der Menschen?

Zielgruppe:
Studenten und Dozenten der Universität Łódź, allgemein Geschichtsinteressierte.

Zeitraum und Ort des Projekts:
9. Mai - 29. Mai 2011: Durchführung der Begegnung an der Universität Łódź
Die Projektergebnisse werden im Sommer 2011 bereitgestellt
Im September öffentliche Vorführung der Projektergebnisse/mit Diskussionsrunde in Łódź
Genaue Programminformationen (Ort + Zeit) herhalten Sie hier:
www.lodzermenschen.net

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