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Kalendarium

Tadeusz Kantor. Der illegaler Künstler

27 November 2015 - 27 November 2015 11.00 Uhr - 18.00 Uhr Gießen, Margarete-Bieber-Saal der Justus-Liebig-Universität Gießen, Ludwigstr. 34

Tadeusz Kantor. Der illegale Künstler Symposium mit internationalen Theaterfachleuten Fr 27.11.2015, von 11:00 Uhr bis 18:00 Uhr Margarete-Bieber-Saal der Justus-Liebig-Universität Gießen, Ludwigstr. 34, Gießen www.polnisches-institut.de www.uni-giessen.de/theater/

Symposium zum polnischen Avantgardekünstler, Maler, Kunsttheoretiker, Bühnenbildner, Regisseur, Happeningkünstler und großen Theaterreformer Tadeusz Kantor (1915 – 1990). Tadeusz Kantor. Der illegale Künstler Die UNESCO hat das Jahr 2015 zum Tadeusz-Kantor-Jahr erklärt. Als bildender Künstler hat der Doppel-Jubilar, der vor 100 Jahren geboren wurde und vor 25 Jahren starb, sehr früh mit Happening und Performance, aber auch mit Installation und Environment die Nähe zum Theatralen gesucht. Sein Ideal war eine sehr persönliche Form des Gesamtkunstwerks, das als Theater-Ritual Elemente aller Einzel-Künste zu einer faszinierenden Einheit verknüpft. So wurde Kantor zu einem der wichtigsten Erneuerer für das Theater der europäischen Moderne. Kantor dekretierte in seinen Manifesten, die Theateraufführung sei nicht dazu da, Illusion zu erzeugen und die „Wirklichkeit“ der individuell handelnden Personen zu imitieren. Ausgehend von den Stücken des polnischen Dramatikers Stanisław Witkiewicz und dessen Idee von der „reinen Form“ behaupteten seine Aufführungen das Theater als autonomen Kunstvorgang. Ungezählte Gastspiele mit seiner Kompanie haben die Welt bereist. Sein berühmtestes Stück Die tote Klasse (1975) zeigt einen sich lächerlich wiederholenden Ritus, eine Art Performance in einer Dorfschule, bei der erwachsene Greise in Schulbänken sitzen und zwanghaft rituell die ihnen von der Erziehung ehemals eingetrichterten Verhaltensmuster repetieren. Die Greise haben kindergroße Puppen mitgebracht, die sie als ehemalige Schüler zeigen. Kantor agiert als Lehrer, Regisseur, Performer, Antreiber und Dirigent mitten unter ihnen. Allmählich begreifen wir, dass die Schüler offensichtlich längst Verstorbene sind. Kantors Darsteller sind Berufstätige und Studenten, die er für seine spezielle Theaterauffassung zu Profis formte. Wahrscheinlichkeit hat bei Kantors Theater ausgedient, Phantasie und Erinnerung machten alles möglich. Das führt in der Aufführung zu faszinierenden Abstraktionen, oft marionettenhaften Bewegungsabläufen, rhythmisierten, choreografierten Passagen. Bildnerische Elemente und einfache Gegenstände werden im Bühnengeschehen aufgewertet und verlieren ihre illustrierend dienende Funktion. Sie werden zu Mitspielern. Kantor zeigt den Menschen in seinem vergeblichen Bemühen, in der unausweichlichen Niederlage. Dies weist auf die antike Tragödie zurück (Hans-Thies Lehmann).

Das Symposium geht der Frage nach, welche Spuren das Theaterschaffen Kantors im heutigen deutschen und europäischen Theater hinterlassen hat. Dr. Manfred Beilharz, Kurator des Symposiums Symposium - Programm 11.00 – 11.15 Begrüßung Dominika Świętońska, Direktorin des Polnischen Instituts Düsseldorf, Prof. Dr. Gerald Siegmund, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen, Dr. Manfred Beilharz Kurator des Symposiums 11.15 – 12.15 Vorbild Kantor? Gespräch mit dem Regisseur Luk Perceval 12.15 – 13.15 Dr. Micha Braun Kantor. Zu Theorie und Praxis der Wiederholung bei Tadeusz Kantor und in den polnischen Gegenwartskünsten 13.15 – 14.30 Pause 14.30 – 15.30 Dr. Anna R. Burzyńska Lob der schlechten Schauspielerei 15.30 – 16.30 Gary Keegan im Gespräch mit Manfred Beilharz mit Ausschnitten aus der Inszenierung The Blue Boy von Brokentalkers. 16.30 – 17.00 Pause 17.00 – 18.00 Prof. Dr. Hans-Thies Lehmann Kantor und Tragödie Abschlussdiskussion

Das Symposium ist eine Veranstaltung von Made in Dialog – dem Freundeskreis des Polnischen Instituts Düsseldorf, realisiert in Zusammenarbeit mit dem Polnischen Instituts Düsseldorf und dem Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen gefördert von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

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