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Kalendarium

To those whose Faith has been broken - Wie Nicht-Juden die jüdische Kultur Polens wiederbeleben

23 Oktober 2013 - 16 November 2013 Di 10-12, Do 18-20, Sa 15-18 Uhr Ausstellungsraum Bautzner69, Bautzner Str. 69, 01099 Dresden

„Stellen Sie sich vor, Sie leben in einer Kleinstadt in Polen. Sie wurden gegen Kriegsende geboren. Eines Tages gehen Sie durch den Wald und entdecken einen Grabstein mit einer hebräischen Inschrift. Sie wissen nicht, was das ist, warum es da ist, und kennen die Sprache nicht. In dieser Stadt sind Sie groß geworden. Und auf einmal erkennen Sie, dass in Ihrer Stadt vor dem Krieg die Hälfte der Einwohner Juden waren.“ (Soliman Lawrence)

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten 3.5 Millionen Juden in Polen. Heute sind es knapp 4.000. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs waren es vor allem die nicht-jüdischen Polen, die begannen, im Zuge der Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte und Identität jüdische Kultur wiederzuentdecken. Polen erkannten, dass sie sich mit der jüdischen Frage beschäftigen müssen, um ihre Geschichte zu verstehen. Seither werden ehemalige jüdische Viertel zu neuem Leben erweckt, in ihnen finden inzwischen Museen, renovierte Synagogen, jüdische Buchläden und Restaurants ihren Platz. Dieses Jahr wurde das lang geplante Museum der Geschichte der polnischen Juden in Warschau teileröffnet. Nicht zuletzt finden jährlich rund 20 jüdische Festivals in Polen statt, darunter auch das größte jüdische Kulturfestival der Welt, das schon seit 1988 in Krakau veranstaltet wird. Auch an Universitäten nimmt das Interesse an jüdischen Studien immer mehr zu. Eine Erklärung für dieses Phänomen zu finden – das ist der Inhalt der Arbeit des in Berlin lebenden US-amerikanischen Künstlers Soliman Lawrence. Vordergründig stellt sich Lawrence die Frage, wie die jüdische Kultur nach so vielen Jahren einen so starken Aufschwung erleben konnte, wo doch die jüdischen Gemeinden verglichen mit der Vorkriegszeit so klein sind. Dass ein Großteil dieses Wiedererwachens der jüdischen Kultur von Nicht-Juden initiiert wurde, findet Lawrence eine bemerkenswerte Tatsache, und ihn fasziniert die dahinter verborgene Geschichte. Sein Interesse richtet sich hierbei vor allem auf die Art und Weise, wie durch die Gegenwart auf die Vergangenheit geblickt wird. Entstanden sind bei seiner fortwährenden Suche eindrucksvolle Fotografien, die in ihrer Vielschichtigkeit einen universalen Einstieg in ein heutiges Polen bieten, welches sich auf den Weg gemacht hat. Ein Polen, das ebenso auf der Suche ist wie der Fotograf.

Webseite des Künstlers: www.solimanlawrence.com
Video-Interview von DIE ZEIT mit Soliman Lawrence: www.zeit.de/video/2012-12/2032360755001/holocaust-wie-nicht-juden-die-juedische-kultur-polens-wieder...

Vernissage: 23. Oktober, 18:00 Uhr, die musikalische Einstimmung übernimmt die Dresdner Band Klezmart* *Klezmart: sind fünf Musiker, die die Klezmermusik unkonventionell, aber mit dem Charme und der Stilistik der traditionellen Klezmerensemble aus dem alten Osteuropa und Amerika spielen. Arrangiert wird die jüdische Instrumentalmusik, wie sie aus den frühen Aufnahmen des letzten Jahrhunderts noch bekannt ist: Die traditionellen Rhythmen der Bulgars, Freilachs, Horas u.a.m. bilden den musikalischen Teppich für die Solisten, deren Spiel vor allem durch eine reichverzierte Melodik geprägt wird.

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