Jahresberichte
Jahresbericht 2009
Im Berichtsjahr 2009 hat der Vorstand der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit bei 707 Projekten positiv entschieden und dafür insgesamt Fördermittel in Höhe von 17.761.971 Zł bewilligt. Im Durchschnitt liegt damit das Fördervolumen bei knapp über 25.000 Zł pro Projekt. Zum Vergleich: 2005 wurden Zuschüsse von knapp über 13 Mio. Zł für 682 positiv beschiedene Projekte bestimmt, und die durchschnittliche Zuwendung betrug rund 20.000 Zł. 2008 wurden 12.814.973 Zł für Zuschüsse verwendet, und das durchschnittliche Fördervolumen hat 20.000 Zł nicht überschritten.
Aus dem Vorwort:
Anfang 2009 schauten wir mit einem etwas fragenden und bangen Blick auf das vor uns liegende Jahr. Im Gedenkjahr 2009 standen ausdeutsch-polnischer Sicht besonders schmerzliche Jahrestage (70. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs und 65. Jahrestag des Warschauer Aufstandes 1944) an, aber auch ein Datum, an dem sich zum 20. Mal die immer noch unglaublichen Ereignisse des Jahres 1989 (Runder Tisch in Polen, die Öffnung des Eisernen Vorhangs in Ungarn und der Fall der Berliner Mauer) jähren sollten, in deren Nachwehen die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit ins Leben gerufen worden ist. Angesichts der sich abzeichnenden Dichte der Jahrestage stellte sich zurecht die Frage: Wo lassen sich Akzente setzen und wo könnte man auf diese verzichten? Als Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit haben wir dann letztlich als Schwerpunkt ein Ereignis aus dem Wendejahr 1989 gewählt, das bisher eher übersehen worden war: Die Flucht von DDR-Bürgern 1989 nach Polen. Es sind eben diese Wissens-, Erfahrungs- und Wahrnehmungsdefizite, die wir mit unserer Arbeit aufspüren und abbauen wollen.
Die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit hat im Jahr 2009 eine Reihe bemerkenswerter Eigenprojekte bzw. Kooperationen umgesetzt, u. a. die 2. Deutsch-Polnischen Medientage (S. 13 – 18), den ersten Kongress zur Polenforschung in Darmstadt (S. 31 – 33) und den Dokumentarfilm „Tschüss DDR! Über Warschau in die Freiheit” (S. 19 – 22). Mit dem letzt genannten Film, betraten wir Neuland, denn erstmals war die SdpZ Produzent eines Dokumentarfilms. „Tschüss DDR! Über Warschau in die Freiheit” des Regisseurs Krzysztof Czajka erzählt die bewegende, aber fast vergessene Geschichte von rund 6.000 DDRFlüchtlingen, die im Herbst 1989 über die bundesdeutsche Botschaft in Warschau in den Westen ausreisten. Der SdpZ war es wichtig, an dieses ungewöhnliche deutsch-polnische Kapitel zu erinnern, zumal unser langjähriges Vorstandsmitglied - Johannes Bauch - zu jener Zeit Gesandter in der Warschauer Botschaft war und u. a. die Flüchtlinge nicht nur betreut, sondern sie auch bei ihrer Ausreise in die Bundesrepublik begleitet hat. Neben ihm und dem damaligen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki, kommt auch Krzysztof Skubiszewski, damals frisch vereidigter Außenminister im Kabinett Mazowiecki, letztmalig zu Wort. Der Architekt der neuen polnischen Außenpolitik nach 1989 und einer der Gründerväter des Weimarer Dreiecks starb Anfang 2010 nur wenige Monate nach der Premiere des Films in Warschau. Auch die Deutsch-Polnischen Medientage, die 2009 in Stettin veranstaltet worden sind, standen mit dem Leitthema „20 Jahre später…” im Zeichen der politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüche des Wendejahres. Rund 400 Teilnehmer aus Deutschland und Polen, u.a. Hans-Dietrich Genscher, Lech Wałęsa, Gunter Pleuger, Tadeusz Mazowiecki und Aleksander Kwaśniewski, schauten nicht nur zurück, sondern blickten nach vorn, wie Horst Teltschik in seinem beeindruckenden Eröffnungsvortrag.
Im Schloss der Pommerschen Herzöge gab Horst Teltschik den anwesenden Teilnehmern der Medientage nicht nur einen spannenden Einblick in die deutsch-polnischen Verhandlungen unter Helmut Kohl zu jener Zeit, sondern benannte auch unmissverständlich die anstehenden Herausforderungen. „Wohin wollen wir mit der europäischen Integration? Keiner redet darüber, wohin wir gehen wollen. […] Als ich 1989 mit Polen verhandelt habe, hatte mich der Bundeskanzler gebeten, nach Paris und nach London zu fahren und die Regierungen mit einzubinden. […] Meine französischen Freunde im Élysée haben mir 1989 gesagt - `Wir haben andere Interessen`. […] Ich berichte diese Erfahrungen, um zu zeigen, wie die Interessenlagen in Europa sind und ziehe daraus die erneute Schlussfolgerung, dass es keine Alternative zur Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschen gibt, wenn wir bestimmte europäische Themen voranbringen wollen. […] Und deshalb wäre mein Wunsch, dass wir nicht nur über Freundschaft und Verständigung reden, sondern dass wir handeln, dass wir uns zusammensetzen und gemeinsam tätig werden.”
Dieser Appell klang nach, dass wir uns gemeinsam mit unseren Partnern entschlossen haben, im Jahr 2010 die 3. Medientage unter dem Motto „Deutschland und Polen – Partner im Osten” zu veranstalten. Was für die Partner Polen und Deutschland auf europäischer Bühne gilt, nämlich gemeinsam unsere Zukunft zu gestalten, und mit Initiativen und Ideen voranzuschreiten, sollte auch für die Polenforschung in Deutschland gelten, einem weiteren Schwerpunkt in unserer Stiftungsarbeit. Zum Abschluss der Ersten Tagung Deutsche Polenforschung in Darmstadt wurde angeregt, die Voraussetzung für ein Zentrum für Polenstudien in Deutschland zu schaffen. Der Vorstand der SdpZ hat hierzu einen positiven Tendenzbeschluss gefasst und ist im Gespräch mit Partnern, mit denen diese Idee konkretisiert und umgesetzt werden soll.
Das waren nur drei von 707 Projekten, die im letzten Jahr von der SpdZ verwirklicht bzw. gefördert worden sind. Rückblickend war das Gedenkjahr 2009 eines der fruchtbarsten der letzten Dekade mit einem Budget von rund 17,7 Millionen Złoty.
Obwohl die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit so viel gefördert hat, haben wir uns entschlossen, einen schlankeren Jahresbericht in einer leichteren graphischen Aufmachung vorzulegen. Der Ihnen vorliegende Bericht möchte mehr und länger auf die größeren Projekte und Initiativen eingehen und diese ausführlicher vorstellen und weniger nur die Vielzahl der einzelnen Projekte auflisten.
Der Vorstand der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, im Mai 2010
PS: Einer Teilauflage des Jahresberichts liegt eine DVD mit einem Zusammenschnitt der von TVP Stettin gesendeten Berichte zu den Deutsch-Polnischen Medientagen 2009 bei. Interessenten können diese DVD auch kostenlos bei der SdpZ in Warschau anfordern (Lieferung solange der Vorrat reicht).
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